Scnön aber störrisch


Eine Frau mit Jazz-Wurzeln Qualitäts-Pop aus Schweden: Die Sängerin Rebecka Törnqvist schreibt kluge Songs zwischen Jazz und Soul

Es ist kein Zufall, daß Rebecka Törnqvist auf ihrem Plattencover nicht lacht. Läßt die spröde Chanteuse Idoch bewußt nichts übrig vom zarten Engels-Klischee, das schwedischen Schönheiten allzu schnell angehaftet wird. Als typische Charaktereigenschaft bescheinigt sie sich selbst, „headstrong“ zu sein – eine unübersetzbare Mischung aus „willensstark“ und „stur“: „Schließlich sind für das Musikgeschäft Kriterien wie Alter und Aussehen viel zu wichtig“, erkennt Rebecka Törnqvist, „weshalb es gerade für eine Frau wichtig ist, welche Signale sie in der Öffentlichkeit aussendet.“ Also läßt sich die 30jährige Stockholmerin gar nicht erst ein auf die gängigen Publicity-Floskeln einer liebreizenden Debütantin – auf der Bühne und im persönlichen Gespräch bestimmt sie das Geschehen.

In Stockholm absolvierte sie die Hochschule für Musik und knüpfte Kontakte mit der dortigen Jazz-Szene. Dieser „puristischen, elitären Clique“ ist Rebecka Törnqvist mit ihrem ersten Album, „A Night Like This“, allerdings längst entwachsen. Der Jazz-Einfluß in Stimme und Arrangement ist zwar noch zugegen, doch überwiegt der intelligente Popsong a la Rickie Lee Jones oder Carmel.

In Schweden ist die Platte bereits vergoldet, hierzulande gerade frisch auf dem Markt. „Als ich zuhause richtig bekannt wurde, brandmarkten mich die Jazzer natürlich sofort als Verräterin. Der Jazz soll offensichtlich exklusiv bleiben, wie in einem geheimen Club alter Gentlemen. Aber je länger ich Musik mache, desto weniger interessieren mich die Etiketten, die man mir aufdrückt. Es hat sich viel geändert: Früher war das Genre der Kitt zwischen den Künstlern, heute ist der Künstler der Kitt zwischen den Genres.“

Rebecka gesteht ein, zu dieser schönen Weisheit habe ihr der Songwriting-Partner, Produzent, Keyboarder und Boyfriend Pal Svenre verholfen: „Er hat mir nach und nach klargemacht, daß ich eben nicht in den dreißiger Jahren, sondern in den Sechzigern geboren und sozialisiert wurde.“ Ergo sollten ihre Songs dies auch widerspiegeln: Klassische Pianoballaden und Latin-Rhythmen, Rhythm & Blues-Stomper und ein wenig Lagerfeuerromantik resultieren in einem abwechslungsreichen Jazz-Pop-Mix. Gekittet durch die Persönlichkeit der Rebecka Törnqvist: headstrong, aber herzlich.