Schweigen im Golfloch
Kunst und Krieg gehören zusammen, und das nicht erst seit "Give Peace A Chance". Die Krise am Golf hat schon jetzt viel mit Rock 'n' Roll zu tun — abgesagte Tourneen, Zensur, Namens-Änderungen, Raketen-Kondome. Eine Zwischenbilanz.
Nur kurz währte die Freude von Whitney Houston über den Erfolg, den sie mit ihrer Interpretation der ÜS-Nationalhymne vor dem Football-Endspiel (Buffalo Bills vs. Giants) erzielte. Die neue Popularität als Patriotin bewog sie dazu, aus Angst vor Mordanschlägen die geplante Europa-Tournee abzusagen. Weitere kriegsbedingte Tour-Absagen: Gwar, Cinderella, Slaughter.
In den letzten 48 Stunden vor Beginn der Bodenoffensive beschallte die US-Army aus großen PA-Systemen irakische Stellungen mit ultralauter Metal-Musik. David Lee Roth fühlt sich seitdem als Kriegsheld: „Nachdem die Irakis meine neue LP gehört haben, sind sie mit den Händen über den Ohren scharenweise aus ihren Bunkern gerannt und haben sich ergeben“.
Armed Forces Radio Shield 107 FM, der alliierte Golf-Sender, ermittelte die Top Five der Frontsoldaten: „God Bless The USA (Lee Greenwood), „Hard Rain“ (Bob Dylan), „I Can’t Get No Satisfaction“ (Stones), „Im Still Standing“ (Elton John) und „The End“ (Doors).
In der Angst, ihre Musik nicht mehr im Radio gespielt zu bekommen, haben zwei Hip Hop-Formationen ihren Namen geändert: Bomb The Bass nennen sich jetzt nach ihrem Begründer Tim Simenon, Massive Attack heißen fürderhin schlicht „Massive“. Keine Chance auf Airplay haben dagegen die Rolhng Stones mit ihrer Single „High Wire“ (Text verurteilt Rüstungs-Handel) und das Berliner Projekt „Sinfonie zum Weltuntergang“ (Single ist beidseitig unbespielt).
Neueste US-Konsumprodukte: Eine Voodoo-Puppe von Saddam Hussein zum Zauber-Abstechen (10$)und „Defense Condoms“ der Marke „Patriot“ (Tel. Bestell-Hotline: 001-301-369 9280).