Schreit nach Liebe: Mark Greaney
JJ72 Hamburg, Markthalle
Die Leute sagen, Mark Greaney dresche am Ende eines Konzertes immer seine Gitarre ins Schlagzeug. Mark Greaney ist der Sänger von JJ72 und trinkt noch mal einen Schluck Wasser, bevor er sehr leidvoll und gepresst ins Mikrofon singt. Er sieht nicht aus wie einer, der irgendwas dreschen würde; höchstens mal seinen Kopf gegen die Wand, weil die Welt so schlecht ist. Im Herbst 2000 wurde seine Band als eine der größten Hoffnungen der britischen Gitarrenmusik hochgejazzt. Nun spielen JJ72 in der mäßig besuchten Markthalle, wo vor ein paar Wochen die großen Vorbilder von Suede ausverkauften. Und wenn man jetzt mal deren Sänger Brett Andersen mit Mark Greaney vergleicht, wird klar, warum JJ72 wohl immer die zweite Wahl sein werden. Suede schreiben zwar nur noch langweilige Lieder, aber Andersen bewegt sich wie eine Schlange, ist sexy, cool und geheimnisvoll. JJ72 schreiben mittlerweile auch schon langweilige Lieder (ihr zweites Album „I To Sky“), und Mark bewegt sich überhaupt nicht, wirkt gelangweilt, ambitionslos und überheblich. Ohne Worte für das Publikum singt er seine emphatischen Adoleszenz-Hymnen – mal mit hoher (schmerzhaft), mal mit ungewohnt dunkler (schön) Stimme. Routiniert reiht sich ein Stück ans andere, die Hits werden abgefeiert („October Swimmer“, „Oxygen“), der Rest ist oft ganz nett. Nur ermüdet ihr notorisches Lautleise-Prinzip, richtig gut sind JJ72, wenn sie Krach machen – und nachsingen. Chris Isaaks „Wicked Game“ ist die umjubelte Überraschung des Abends. Dann lässt sich Mark müde auf den Rücken fallen, schmeißt seine Gitarre hin und geht. Keine Proteste. www.ij72.com