Schreier in der Wüste: Doch Primal Scream blieben blaß
HAMBURG. Die Vorschuß-Lorbeeren waren imposant. Übereifrige Stimmen sprachen bereits vom „Dancefloor-Ereignis des Jahres“. Nun denn — der Abend begann vielversprechend: In einem flotten Rahmenprogramm kombinierten die DJs Dino und Andrew Weatherall unbeschwert Techno und Deep House. Nach gut einer halben Stunde herrschten bereits angenehme Ibiza-Vibes. Die ersten Trillerpfeifen lärmten, ekstatische Arme kreisten. Kurzum: Die Stimmung war blendend.
Mit Auftreten der achtköpfigen Band sollte sich das schlagartig ändern. Mit brachialer Lautstärke und einer lachhaft dilettantischen Performance gingen die bleichen Engländer rücksichtslos zu Werke. Zwei jämmerliche Gitarren lärmten in Hardrock-Pose völlig unmotiviert gegen vorprogrammierte Dance-Beats an. Bobby Gillespie, der untergewichtige Sänger mit dem Charisma einer weggeworfenen Bananenschale, stolperte dazu ungelenk über die Bühne. Auch die armselige Dia-Show vermochte seinem Stimmchen keinen Nachdruck zu verleihen.
Der Großteil der Show ging ohnehin in der schmerzhaft übersteuerten Anlage unter. Wer wegen der Dance-Tracks des aktuellen Primal Scream-Albums „Screamadelica“ gekommen war, wurde mit miserabel gespieltem Rocklärm malträtiert. Zum Abschluß des Abends reihte man dann unnötigerweise Coverversion an Coverversion — und traf von Led Zeps „Whole Lotta Love“ bis zu James Browns „Soul Power“ nicht eine Note.