Schmackhafter Tick: Marteria verrät seine „einzige modische Sünde“
Dem Model-Business hat Marteria abgeschworen, inzwischen spielt er lieber Versteckspiele mit Teichbewohnern und erinnert sich an Zeiten, in denen Shakes noch der Pullifarbe entsprechen mussten.
Am liebsten würde Marten Laciny alias Marteria diese berufliche Komponente wohl zu den Akten legen, trotzdem verfolgt ihn seine kurze, in Wikipedia gemeißelte Modelkarriere noch immer. Alles halb so wild, denn inzwischen steckt in ihm ein reflektierender 31-Jähriger, der Oberflächlichkeiten und biographische Sackgassen ganz entspannt wegargumentieren kann, wie er im Interview mit Musikexpress bewiesen hat.
Musikexpress: Wie schätzt Du den Modezirkus zur Fashion Week in Berlin ein?
Marteria: Man will ja vielen Leuten nicht zu nahe treten, aber ganz ehrlich: Ich bin gerade in Curaçaoim Familienurlaub gewesen, hatte dann einen Videodreh in Portugal und bin jetzt sozusagen zum ersten Mal wieder in Deutschland nach etwas längerer Zeit. Es ist alles so grau und dann ist auch noch Fashion Week! Als ich noch Single war, war man halt auf vielen Partys, Kid Simius hat im letzten Jahr dort aufgelegt, aber dieses Jahr versuche ich es zu vermeiden. Letztes Jahr haben mich viele Leute da gesehen und ich habe denen Leid getan und jetzt ist es andersrum – so ändert sich das Leben. Ich habe diesen Job ja auch mal ausgeübt, als ich jung war, aber ich interessiere mich nicht so für Mode. Es gibt bestimmt Leute, die sich tolle Sachen überlegen, aber ich sehe da keinen Spaß darin, mich da hinzusetzen und mir das anzugucken. Ist nicht so meine Welt.
ME: Wo fängt für Dich Mode an und wo hört’s echt auf?
Marteria: Was mir auffällt ist, dass Menschen, die sich nicht bewusst modisch kleiden und sich nicht tausend Gedanken machen, bevor sie auf die Straße gehen, am besten aussehen. Das ist wie mit der Musik, wenn man merkt „Du hast dir ganz schön Gedanken gemacht heute“. Auch hipstermäßige oder abgedroschene Looks – selbst das ist ja ausgecheckt heutzutage. Ich hatte früher immer nur eine Sache: Ich hab‘ in Kreuzberg gewohnt und da gab es so einen Eisladen, wo man verschiedene Shakes bekam und mir war dann wichtig, dass mein Shake dieselbe Farbe wie mein Pulli hat. Das war meine einzige modische Sünde.
ME: Bei welchen Deiner Klamotten schlagen Deine Freunde die Hände über dem Kopf zusammen?
Marteria: Bei so ziemlich fast allen Sachen (lacht). Das Schöne ist ja, dass ich mittlerweile wieder Angler bin und Zeit am See verbringe. Das Geile daran ist, dass man die unfassbar beschissensten Sachen anziehen kann – diese ganzen alten, ausgeleierten Pullis und Hosen, wo die Bänder schon rausgerissen sind, weil man sich als Angler natürlich vor dem Fisch verstecken muss. Aber sonst renne ich halt rum, wie ich rumrenne und das auch schon seit 15 Jahren.
ME: Hast Du Lieblingsläden in Berlin?
Marteria: Das ist ja einer der Gründe, warum ich Musiker geworden bin, dass ich alle Klamotten umsonst kriege und nicht irgendwo hingehen muss! Nein, also tatsächlich habe ich keine Läden, wo ich hinrenne, aber es gibt ein paar befreundete Labels wie die Leute von Muschi Kreuzberg.
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Das neue Album ZUM GLÜCK IN DIE ZUKUNFT II ist am 31. Januar erschienen – mehr Auszüge aus diesem Interview findet Ihr in unserem Video-Interview sowie im neuen Musikexpress, seit dem 10. April 2014 am Kiosk und im App Store erhältlich.