Schlechte Luft im Keller
Ihr Hauptquartier gehörte einst der Marine. Kein Wunder, dass sich die Shout Out Louds auf Tour wie auf hoher See fühlen und nur in ihrem heimischen Hafen Songs schreiben können.
Stockholm, April 2007: Während in Deutschland eine Rekordtemperatur nach der anderen vermeldet wird, weht dem Musikexpress bei der Ankunft in der schwedischen Hauptstadt ein kalter Wind entgegen. Es wird nun mal erst später warm in der größten Stadt Skandinaviens, Heimat der Shout Out Louds. Die sympathische Band hat gerade ihr zweites Album our ill wills aufgenommen und verbringt die Zeit vor der anstehenden Tour mit täglichen Proben. „Man muss es tun, natürlich“, seufzt Schlagzeuger Eric Edman und zieht eine Grimasse, „aber es kann frustrierend sein, immer nur zu proben. Proben fürs Studio, Probenfür die Tour… Deswegen freuen wir uns riesig, dass wir bald wieder live spielen. Außerdem istunten im Proberaum immer so schlechte Luft.“ Eric grinst, Bebban Stenborg (Tasten) und Adam Olenius (Gitarre/Gesang) müssen lachen. Wir sitzen in dem Hotel, in dem auch die Journalisten untergebracht sind, mitten in Stockholm. Um die Ecke sind das Nationalmuseum und das Staatstheater, und es stellt sich heraus: Dieses alte Hotel, um 1900 für junge Seemänner der schwedischen Marine erbaut, ist die Basis der Shout Out Louds. Freunde der Band arbeiten hier, der Proberaum ist im Keller und direkt nebenan das Filmstudio von BassistTed Malmros (er produziert Clips, unter anderem für Shout Out Louds, aber auch das Video zu „Young Folks“ von Peter Björn and John ist von ihm).
„Dieser Ort ist für uns wie ein Hafen. Wenn wir auf Tour gehen, ist es, als führen wir zur See: Man lässt für einige Zeit alles zu Hause zurück“, erklärt Eric. Kein Zufall, dass das Cover der neuen Platte Bandnamen und Titel im Flaggenalphabet zeigt und das Video zur ersten Single „Tonight I Have To Leave It“ auf einem großen Schiff gedreht wurde. Der Unterschied zwischen Heimat und Unterwegssein wurde bei den Shout Out Louds immer betont: Zum ersten Album Howl Howl Gaff Gaff sagte Adam, er könne nur in Stockholm Songs schreiben. Gilt das immer noch? Ja. Ideen und Skizzen sammle ich überall unterwegs, aber richtig schreiben kann ich nur hier. Die neuen Songs waren sehr schnell fertig, als wir von der letzten Tour zurück waren. Ich schrieb diesmal erst die Texte, dann die Melodien.“
OUR ILL WILLS ist poppiger, weitschweifiger, glänzender geraten als der Vorgänger – und erinnert an fröhliche The Cure. „Finde ich nicht so“, wirft Bebban ein, „man hört zwar, dass Adam und Robert Smith ähnliche Stimmen haben, aber wir haben nicht versucht zu klingen wie The Cure.““Wir wollten einfach Songs mit klassischen Pop-Melodien aufnehmen, zu denen wir tanzen können“, sagt Adam, der manchmal ein bisschen wie Freddie Mercury aussieht, und grinst. Das ist gelungen, und das weiß er ganz genau. Nach den Interviews ist wieder Proben angesagt, und als uns die Band abends durch die Stadt führt und wir zufällig Friska Viljor begegnen, stellen wir fest: Die große Musikszene Stockholms ist eigentlich ganz klein.
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