Sarah McLachlan -Twen mit Träumen
Sie komponiert in der Abgeschiedenheit von Kanadas Wäldern - und träumt von Erfolg auch außerhalb der Heimat
Zum Ausklang der 80er Jahre machten Frauen die Musik – Sinead O’Connor etwa, Tracy Chapman oder Toni Childs. In deren Schatten erblühten aber auch andere, von der breiten Öffentlichkeit weniger beachtete Talente. So zum Beispiel die Kanadierin Sarah McLachlan. Mit dem Titel „Touch“, gleichzeitig auch der Name ihrer ersten LP, berührte die Jung-Frau mit dem sanften Blick 1989 nicht nur die Herzen der männlichen Kritiker. Auch die Damen der Musikpresse würdigten Sarahs zerbrechlich zarte, melancholische Songs. Lieder, die zumindest was den Gesang betrifft bisweilen an Kate Bush erinnerten.
Auf „Solace“, ein in ihrer Heimat ebenfalls vielbeachtetes Album, läßt Lady McLachlan nun LP Nummer 3 folgen. Ein Werk, das auch in Europa Freunde finden soll und von der Sängerin und Songschreiberin „Fumbling Towards Ecstasy“ getauft wurde. „Dieser Titel ist eine Art Umschreibung für die Suche nach dem eigenen Ich und nach dem Glück“, klärt uns die rothaarige Liedermacherin auf und bemüht sich dabei sichtlich um ein überzeugendes Lächeln. Denn eine ausgesprochen fröhliche Angelegenheit war die Musik für Sarah noch nie. Dennoch fühlte sie sich von klein auf zu allem hingezogen, was Töne von sich gab: „Gitarre und Klavier übten dabei die große Faszination auf mich aus. Mit diesen Instrumenten konnte ich mich stundenlang beschäftigen.“
Als Sarah 17 war, bot ihr ein kleines Label prompt einen Plattenvertrag an. Eine Offerte, die eine herbe Enttäuschung nach sich zog: „Weil ich noch nicht volljährig war, lehnten meine Eltern das Angebot ab. Sie meinten, ich solle lieber was Richtiges lernen.“
Stoppen ließ Miss McLachlan sich dadurch allerdings nicht. Zwei Jahre später legte ihr dieselbe Plattenfirma erneut einen Vertrag vor, und Sarah – inzwischen geschäftsfähig – unterschrieb ohne zu zögern.
Ein weiser Entschluß – für ihre beständig wachsende Fangemeinde, aber auch für Sarah selbst: „Ich wollte ohnehin nie etwas anderes machen als Musik“, sagt sie rückblickend und liefert dafür noch im gleichen Atemzug die Begründung: „Songs zu schreiben, ist für mich wie eine Therapie. Ich lerne mich dabei besser kennen, baue Ängste ab und gewinne zudem Freude am Leben.“ Um in aller Ruhe an den zwölf Songs ihres aktuellen Albums arbeiten zu können, zog die Kanadierin sich für mehrere Monate in ein abgeschiedenes Haus in den Wäldern von Montreal zurück: „Dort habe ich die Natur förmlich in mich aufgesogen. Mein Lieblingsplatz war eine Stelle am Fluß, weil mir in der Einsamkeit das Rauschen des Wassers wie die wunderbarste Musik vorkam.“
Bei so viel Sinn für Romantik wirkt es schon fast verwunderlich, daß „Fumbling Towards Ecstasy“ auch mit einem unbeschwert fröhlichen Song wie „Ice Cream“ aufwartet. Doch die Tage, in denen Sarah McLachlan „nur in depressiver Grundstimmung kreativ sein konnte“, sind glücklicherweise vorbei.