Santana: History


Nach mehr oder minder geschmackvollen Solo-Ausflügen in den meditativen Jazzbereich mit John McLaughlin („Love, Devotion & Surrender“) und mit Alice Cortrane („Illumination“), der Witwe von Jazz-Legende John Coltrane, besann sich Carlos Santana Mitte der 70er Jahre mit Alben wie „Amigos“,“Festival“ und „Moonflower“ wieder auf sein ursprüngliches Latino-Konzept. Die einst heiße Soulsauce aus Rumba, Samba und Cha Cha köchelt der gebürtige Mexikaner, der mittlerweile 51 Jahre alt ist (geb. am 20. Juli 1947), auch noch heute immer wieder gerne auf. Doch seinen musikalischen Zenit hatte Santana freilich schon mit den ersten drei Werken überschritten. Als 14-jähriger war der Sohn eines Berufsmusikers einst in den Bordells und Kneipen der mexikanischen Grenz- und Vergnügungsstadt Tijuana aufgetaucht. Mit seiner Familie zog er 1965 nach San Francisco. Als er schließlich 1967 im spanischen Viertel der Stadt die Santana Blues Band zusammenstellte, heuerte er für die Rhythmussection hauptsächlich lateinamerikanische Musiker an. Die nächsten Jahre waren gekennzeichnet von weltweiten Erfolgen, immensen Gagen, ständigen Tourneen und steigendem Drogenkonsum. Mit dem Split des ersten Santana-Line-Ups geriet der nach Ruhe und Sinn des Daseins suchende Carlos unter den Einfluß des indischen Gurus Sri Chinmoy. Für einige Jahre nahm er den Namen „Devadip“ an, schnitt sich die Haare ab, meditierte regelmäßig und trug nur noch schlichtes Weiß. Doch durch die kreative aber umsatzschwache Durststrecke der Jahre 1973 bis 1975 gewann der virtuose, der stetig seine Mi(e)tspieler auszutauschen pflegte, wieder Boden unter den Füßen. Aloen wie „Inner Secrets“, „Marathon“, „Zebop!“ und „Shango“ glänzten mit Jazzkoryphäen wie Herbie Hancock und Tony Williams als Gastmusiker sowie einem stilübergreifenden Sound zwischen Jazz, Rhythm ’n‘ Blues-Roots und Ethno-Beats. Nach längerer Pause erntete Santana 1983 mit der sehr persönlichen Grenzmusik seiner prächtigen Soloexkursion „Havana Moon“ viel Lob bei der Fachkritik. Doch die jazzig-durchgeistigte Phase vergangener Jahre wich spätestens mit dem ’85er „Beyond Appearances“ einem belanglosen, radio-kompatiblen Pop-Sound. Eine Linie, die der ab und an mit glänzenden Soloalben reüssierende, in die Jahre gekommene Musiker seither leider unablässig verfolgt.