SANTANA
Der Wahrheit die Ehre – das Konzert war nicht nur ausverkauft, sondern auch vielseitig, verspielt und energiegeladen. Der ewig jungenhaft, freundliche Spargeltarzan weiß immer noch wie kaum ein anderer den Saiten Emotionales zu entlocken. Ein lockenköpfiger Jesus, den Kopf nach hinten werfend, wenn’s mal wieder geil rückkoppelt.
An den Percussionisten gab’s noch nie was zu meckern. Ob „Jingo“ oder Swing. Funk oder polyrhythmische Soli – sie setzen knackige Akzente. Chester Thompson kann mit der Schweineorgel so gut umgehen wie mit den im Emulator gesampelten Bläsern und Streichern. Drummer Graham wird weder älter noch plumper. Auf ihn und Alphonso Johnsons flinken Baß konnte sich die dienstälteste Latinrockband blind verlassen.
Bleibt das Gesangsduo: Der blonde Schotte Alex Ligertwood war leider meist zum Auf-die-Glocke-hauen und Rumstehen verurteilt. Wer das Schwergewicht Buddy Miles in „Ohne Filter“ mitanhören mußte – einen knappen Halbton neben der Band – der wurde besänftigt: Buddy ist keine Offenbarung, aber seine Spanne reicht von „Light Mv Fire“ à la Feliciano bis zu Rohen Plant („Whole Lotta Love“).
Ja, sie scheuten abgedroschene Coverersionen nicht, verknoteten sie lustvoll mit den obligatorischen Klassikern, FREEDOM-Promotion (das neue Album) und sogar bislang Unerhörtem. Medleymäßig: Angespieltes und Ausimprovisiertes ohne Punkt und Komma gereiht, als müßte man bei 18O Minuten jede Sekunde nutzen.
Ein stinksolider Genuß hätte es werden können. Aber oye – der Tontechniker kam von seinen evil ways nicht mehr runter, vermurkste die Balance, was er durch bretternde Gesamtlautstärke zu vertuschen suchte. Unprofessionell!!
Schafsgeduldig nahm es die mit ihrem Meister stramm auf die 40 zusteuernde Gefolgschaft hin. Sehen konnten viele eh nix; auf’s Hinhören schien’s auch nicht anzukommen. Dabeisein ist alles.