Ryan Adams – The Suicide Handbook
Zuviel Produktivität, keine "große Platte" - das Label nahm dem Rebell 2001 den Wind aus den Segeln.
Kaum ein anderer Künstler von diesem Format ist in den 00er Jahren so ausgebremst worden wie Ryan Adams. Im Oktober 2001 – kurz nach der Veröffentlichung von Gold und gut ein Jahr nach seinem Durchbruch als Solokünstler mit Heartbreaker – platzte Adams noch fast vor Tatendrang. Er kündigte in Interviews nicht weniger als sechs Alben an: „Der Nachfolger von Gold, die nächste große Veröffentlichung, wird eine sein, die ich mit einer neuen Band eingespielt habe. […] Dazwischen kommen The Back Catalog Series 1 -5: Wir veröffentlichen Destroyer, die Platte, die ich vor Heartbreaker aufgenommen habe, 48 hours, die ich direkt nach Gold gemacht habe, The Suicide Handbook und das Album, das ich in den nächsten Tagen in Stockholm aufnehmen werde.“ Es sollte ganz anders kommen: Die nächste „große“ Veröffentlichung war das durchwachsene Demolition, zusammengewürfelt aus Songs, die bei verschiedenen Sessions aufgenommen worden, und u.a. für the Suicide Handbook geplant waren. All die anderen angekündigten Alben verhinderte sein Label Lost Highway. Die Plattenfirma hielt es für nötig, ihn an der kurzen Leine zu halten, mutmaßte Adams: „Die hatten das Gefühl, ‚Puh Gold lief nicht so gut, wir brauchen eine große Platte. Danach kann er vielleicht experimentieren.'“ The Suicide Handbook, das Adams Anfang 2001 in den Javelina Studios in Nashville mit Gitarrist Bucky Baxter aufgenommen hat, hätte introvertierter als Gold werden sollen. Beim Label nahm man den Titel wörtlich: Man hielt das Album offenbar für kommerziellen Selbstmord. „Es ist nicht fair, dass ein Künstler mit einem Album bei der Plattenfirma wie bei einem Casting vorsprechen muss“, sagte Adams 2003 dem Musikexpress. „Die suchen sich dann was aus und entscheiden, was davon das Album werden soll. So kann niemand arbeiten. Ich mach das nicht mit.“ Trotzdem ist The Suicide Handbook bis heute unveröffentlicht. Obwohl ein paar Songs auf anderen Alben erschienen sind, träumt Adams noch immer davon, das ganze Werk in einer Version herauszubringen, die sich von dem weitgehend akustischen Bootleg unterscheiden wird. „Niemand hat noch die Streicher, den Boss und [den Schlagzeuger] Brad Pemberton gehört die Platte ist heavy“, berichtete Adams letzten Sommer und kündigte für Winter 2007/2008 die Veröffentlichung von TSH im Rahmen eines Box-Sets an. Da auch dieses nie in die Läden kam, bleiben großartige Songs wie „Miss Sunflower“ und „Idiots Rule The World“ weiterhin unveröffentlicht. Relikte & Rekonstruktionen: Von den 21 Songs sind acht auf Gold und Demolition erschienen – teilweise allerdings in voll instrumentierten Versionen. Aus „Just Saying Hi“ wurde „Answering Bell“ auf Gold. „Bow To The Sad Lady“ ist weitgehend identisch mit „Mara Lisa“, einer B-Seite der „New York New York“-Single. „Off Broadway“ erschien 2007 auf Easy Tiger.