Rupert Hine – München, Theater der Jugend
Manche kennen Rupert Hine noch von Quantum Jump, seine Solo-Alben sind gleichfalls Insider-Tips geblieben – und dennoch war das Konzert des eigenwilligen Einzelgängers aus England überraschend gut besucht. Optisch präsentierte sich Rupert Hines Viermann-Band in einer Kulisse aus wissenschaftlichem Versuchslabor und Orpheus in der Unterwelt. Auch die Zusammensetzung der Gruppe demonstrierte tiefe Ablehnung gegenüber erkennbaren Schubladen. Drei wasserstoffblonde, dunkel bebrillte Heino-Verschnitte in weißen Arbeitskitteln bedienten Keyboards, Gitarren, Streich- und Blasinstrumente. Der quirlige Perkussionist schien soeben aus Poona gelandet und beherrschte im Stehen seine ungewöhnliche, in einen Rahmen eingehängte Schlagwerkkonstruktion wie ein Flugzeug-Cockpit Als zusätzlicher Kontrast Rupert Hine selbst, das dämonische Bürschlein in Schwarz, als kühler Organisator und Rezitativ-Sänger. Dazu eine ebenso unpassende flackernde Geisterbahnbeleuchtung und ein albernes Neonlicht-Schirmchen.
Diese seltsame Mischung spiegelte sich dann in der Musik wieder: ein Wechselbad aus hochgezüchteter, konzertanter Studiomusik, untertriebener Avantgarde-Persiflage und trivialen Späßchen. Der Perfektionist Rupert Hine narrte mit sachlichem Humor und skuriller Parodie. Der dominante, immer präsente Perkussionist, präzise wie eine Rhythmusmaschine, erlaubte sich Gags, die normalerweise böse ins Auge gehen können: Verzerrungen, Geräuschcollagen, dramaturgische Anti-Schnitte, wilde Stimmungswechsel. Ob dabei die Musiker zu einem immer schneller abgespielten Zuspielband („I Think A Man Will Hang Soon“) wie durchgedrehte Marionetten ankämpften, ob sich die drei anonymen Laborwesen für einen lyrischen Zwischenteil („Psycho Surrender“) ungerührt zu einem Streicher-Trio formierten, oder aber ein musikalisches Tele-Spiel zwischen Neon-Bildschirm und Keyboards stattfand hier war alles pure Spielfreude und wurde dennoch nichts dem Zufall überlassen.
Wer sich eine Mischung aus Todd Rundgren, Alan Parsons, David Bowie und Peter Gabriel vorstellen kann, der begreift vielleicht, daß dies ein unvergeßlicher Abend war.