Rund & Bunt
In den 70er Jahren erlebte sie ihre Blütezeit. Doch nur wenige wissen, daß die erste Picture Disc bereits anno '33 auf dem Plattenteller landete. Seither sind Popstars und Potentaten unterschiedlichster Prägung auf Bildplatte erschienen. ME-Sounds bittet in die Galerie der bunten Scheiben.
Hendrix und Hitler, der Papst und populäre Idioten wie Beavis und Butthead, Ronald Reagan und rabiate Rocker wie die Who — sie alle finden sich auf einem Medium, das in optischer Hinsicht seit seiner Erfindung zwischen Kitsch und Kunst pendelt: die Picture Disc. In den 70er Jahren avancierten die bunten Bildschallplatten zu begehrten Sammelobjekten. Ihre Geschichte jedoch beginnt bereits in den 20er Jahren.
Schon 1928 meldet der Amerikaner David Sarnoff ein Patent zur Herstellung von illustrierten Tonträgern an. Sornoff steht im Sold von RCA, jener Plattenfirma, die dann 1933 der staunenden Öffentlichkeit die erste Picture Disc präsentiert — eine Platte des Countrysängers Jimmie Rodgers. In Amerika gerät dieser Gimmick jedoch schnell in Vergessenheit. Nur die Nazis im damaligen Deutschland machen sich die Idee der Bildplatte zunutze. Auch sie melden ein Patent an, um danach in geringer Auflage Erinnerungsplatten für eine Handvoll treuer Gefolgsleute zu pressen. Kurz darauf gerät der bebilderte Tonträger erneut in Vergessenheit. In den 50er Jahren dann wird die Idee der Picture Disc in den USA durch die Firma Kiddy Records mit einer Reihe von Märchenplatten wiederbelebt. Größerem Interesse seitens der Käuferschaft steht jedoch ein deutlicher Mangel an Klangqualität entgegen. Was zur Folge hat, daß die große Stunde der Picture Disc tatsächlich erst in den späten 7oer Jahren schlägt.
Nun endlich kann die Industrie mit einer passablen Tonqualität aufwarten. Zudem existiert inzwischen für Platten mit limitierter Auflage ein wirtschaftlich interessanter Sammlermarkt. Vor allem in den Jahren 1977 – 1980 wird eine Fülle von Picture Discs veröffentlicht, die zum Teil in Auflagen von nur 500 Exemplaren erscheinen und für über 100 Mark pro Stück gehandelt werden. Erstaunlich genug, daß die Picturepreise nun, in Zeiten raren Vinyls, gesunken sind. Platten und Preise hält der ‚Oldie-Markt‘, Postfach 1144, 21411 Winsen/Luhe, bereit.