Rufus Wainwright:
Er setzt Tin Pan Alley gegen Linkin Park
Das alte Wort vom Apfel und vom Stamm – dürfen wir’s mal wieder bemühen? Am 22. Juli 1973 schenkt Songwriterin Kate McGarrigle ihrem Ehemann, Songwriter Loudon Wainwright III, einen Sohn. Sie nennen ihn Rufus, und bald wissen nicht nur die Eltern: Der Junge hat’s in sich, im Wortsinne. Heute ist er der neben Ryan Adams meistversprechende Liederschmied der US-Szene. Drei Alben, dreimal Rave Reviews in der Rock’n’Roll Presse, dreimal Füllhörner von exzentrischster Opulenz und üppigster Klavierromantik, dreimal Orgien in champagnertrunkener Streicherdramatik und jubilierender Engelschorharmonie. Seit RUFUS WAINWRIGHT (1998) wissen wir: George Gershwin ist zurückgekehrt, als wunderhübscher Jüngling mit schwarzgelocktem Haar, stockschwul und obszön begabt. Und: Er liebt den Kitsch. Für poses (2001) lässt Rufus auch Schwester Martha und Teddy Thompson, Sohn derBritfolk-Legenden Richard & Linda, ran und beweist: The kids are alright! Dann stürzt der Big Apple-Dandy ab-Drogen, Suff, Liebesleid. Am letzten Tag seiner Alk-Entziehung schreibt er den ersten Song für sein Opus Magnum want (2003). Das Programm: Autobiographisches in berückender Schönheit. Nun dreht er Filme, steht auf Britney, tourt mit Tori .hält große Stücke auf Melissa Auf der Maur und kommt im Frühling mit wanttwo. Danke dafür: Auf „Want“ posiert er, wie er britschen Journalisten erklärte, als „euer Ritter in glänzender Rüstung- ich bin hier, um euch vor Linkin Park zu retten“.
Was hat er uns beschart? Im Alleingang hat er dem Pop wiedergegeben, was der seit Cole Porter vergeblich sucht: die Romantik, das große Gefühl und Tin Pan Alley.
Das wollen mir als nächstes von ihm hören: „Non Je Ne Regrette Rien“. Oder vielleicht doch besser das New Yorker Telefonbuch-das dauert länger;-)