Robin Thicke: Reumütigkeits-PR beschert ihm Sexismus-Vorwürfe auf Twitter


PAULA heißt Robin Thickes neues Album, das am 4. Juli erscheinen wird. Das Werk ist eine Hommage an seine von dannen gezogene Noch-Ehefrau. Romantik oder wehleidige Selbstinszenierung?

Plötzlich scheint der schelmische Playboy gar nicht mehr so souverän wie einst noch, als er in seinem Video zu „Blurred Lines“ umringt von nackten Models augenzwinkernd seinen Wunsch nach einem „good girl“ geäußert hatte: Robin Thicke trauert um seine gescheiterte Ehe.

Zum Hintergrund: Der amerikanische Sänger war rund 22 Jahre mit Schauspielerin Paula Patton liiert, seit 2005 sind die beiden verheiratet und haben einen gemeinsamen Sohn. Gerüchteweise soll Thicke das monogame Gelöbnis der Ehe ein wenig zu salopp interpretiert haben, im Februar dieses Jahres gab das Paar ihre Trennung bekannt. Seitdem setzt Thicke alles daran, seine Noch-Ehefrau zurückzugewinnen. Seit nunmehr vier Monaten weint er bei seinen Auftritten, schluchzt sich durch Talkshows und verkündet allen, die es wissen wollen (und auch allen, die nie danach gefragt haben) wie sehr sein Herz leidet und dass er alles dafür tun wird, um „sein Mädchen“ zurückzugewinnen. Sein neues Album lautet daher selbstbezeichnend PAULA und erscheint am 4. Juli 2014.

“Es ist offensichtlich, dass alle Lieder von ihr handeln, oder davon, was ich für sie empfinde. Das haben schon viele Songschreiber vor mir getan. Es werden Andeutungen gemacht, doch konkrete Namen oder Gefühle werden nicht in den Titeln genannt. Für mich war klar: Es gibt keinen Grund zu verbergen, um wen es sich in meinen Liedern handelt. Es dreht sich alles um sie.”, so Robin Thicke. Man darf sich vor jeder Menge Schmutzwäsche fürchten, das Werk ist ein wahres Festival der gefühlsgeschundenen Geständnisse. “If she ever knew that I would never be the man I promised I would be” heißt es da in “Opposite of Me”, während in „Black Tar Cloud“ („Black Tar“ ist eine Heroinsorte) auf tiefgreifendere Probleme hingedeutet wird: “I never met a drug I didn’t like.”

PAULA lädt zu absolut zwiegespaltener Betrachtung ein: Kann man einerseits dem romantischen Klischee seine Daseinsberechtigung einräumen (Er bittet um Entschuldigung! Er hat einen Fehler gemacht! Er bereut! Er verdient eine zweite Chance!), so mutet die allzu penetrante Gefühlsdarstellung andererseits schon nahezu hysterisch an. Ja, viele von uns werden schon einmal ihr Herz gebrochen bekommen haben, aber hilft es da wirklich, wenn alle privaten Probleme in handlichen Dreiminütern durch den Pop-Fleischwolf gedreht werden? Erniedrigt es nicht auch Frau Patton, wenn sich ihr Ehemann schluchzend dafür entschuldigt, sie nicht lange genug geküsst und ihre Füße nie ausgiebig genug massiert zu haben? Will man denn den (offiziell noch nirgends bestätigten) Betrug des Ehemanns durch ein massenmedial sehr wirksam inszeniertes Album mit der ganzen Welt teilen? Sollten Songs über die Liebe nicht eher still und rührend anmuten und zum Nachdenken anregen, anstatt als emotionales, öffentliches Druckmittel genau der Person gegenüber zu fungieren, die man so vehement zu lieben beteuert? Darf man seinem Gegenüber nicht auch ein wenig Zeit für sich gönnen, Zeit, um die eigenen Gedanken zu sortieren? Und ist das alles als rührende Romanze des Social-Media-Zeitalters oder als selbstmitleidige mediale Gefühlsprostitution einzuordnen?

Auf Twitter fungiert der Hashtag #AskThicke, der eigentlich zu Promozwecken für das neue Album genutzt werden sollte, als Sammelbecken für Sexismus-Vorwürfe: “ When you’re not busy objectifying women, making light of rape and justifying sexual violence, how do you like to relax?“ oder „If you HAD to choose, would you rather be remembered for a rape anthem, the public stalking of Paula or cultural appropriation?“ kann man dort lesen.

In seinem Video zur ersten Singleauskopplung „Get Her Back“ starrt Thicke nun flehend und mit Wunden im Gesicht in die Kamera, während (echte?) Textnachrichten eingeblendet werden. Macht euch einfach selbst ein Bild davon, den Clip könnt ihr euch hier ansehen: