Robert Görl


Seit der Auflösung von DAF hatte Schlagzeuger Robert Görl bislang nur die Single „Mit Dir“ veröffentlicht. Inzwischen ist sein Solo-Album NIGHT FULL OF TENSION auf dem Markt – der Titel ist gleich Bekenntnis: Ich bin ein richtiger Nachtmensch, schlafe oft bis mittags, gehe viel aus und komme erst nachts richtig auf Touren.“ Das Schlagzeug hat Robert bis auf ein Stück „Gewinnen wir die Beste der Frauen“ – in der Ecke gelassen und dafür am Gesang gearbeitet, ja sogar Stunden bei einer Gesangslehrerin genommen. „Singen wurde zu einer Herausforderung. Ich will meine Stimme wie ein Instrument einsetzen können, sie weiterentwickeln, bis sie ein großes Spektrum bekommt.“

Weil’s noch nicht so groß ist, hört man auch noch eine prominente Stimme auf seiner LP – Eurythmics-Sängerin Annie Lennox. „Ja, da wird mir Spekulation vorgeworfen, ich hätte Annie kommerziell benutzt. Unsinn, ich kenne Annie aus meiner Zeit in England und habe ja auch auf dem ersten Album der Eurythmics mitgespielt. Das ist eine Freundschaft und nicht mehr.“

Die Spekulation über das „Traumpaar des Jahres“ ist insofern absurd, weil Robert nie ein Geheimnis aus seinen homosexuellen Neigungen machte. In „I Love Me“ setzt er sich distanziert mit dem Thema Sex auseinander: „Das entstand im letzten Sommer, als ich mich auf mich selbst zurückzog, eine Reaktion auf diesen Sex-Ausbruch. Es ist fast ein Anti-Sex-Lied. Freien Sex fand ich mal gut, finde ich heute noch manchmal, bis hin zur Orgie. Aber zu jener Zeit hatte ich die Nase voll davon. Ich hätte mich lieber auf einen Partner fixiert und wäre unheimlich gern romantisch gewesen. Das lief nicht – und so wurde das Lied zur Anklage über die Ausartung von Sex.“

Die Songthemen sind extrem unterschiedlich: „Gewinnen wir die Beste der Frauen“ liegt ein Text aus dem 13. Jahrhundert zugrunde; „Charlie Cat“ ist ein Lied über das Katzenleben: „Nur bedingt auf mich übertragbar, weil Katzen auch tagsüber schlafen und erst in der Nacht aktiv werden“; „Queen King“ entgegen allen Vermutungen ein Anti-Nuklear-Lied: „Es behandelt die Ohnmacht des einfachen Bürgers, der nur den heißen Regen abwarten kann, während sich die Mächtigen im Bunker bei Champagner amüsieren. „

Derzeit steht die Single „Darling Don’t Leave Me“ auf dem 4. Platz der amerikanischen Dance-Charts, was allerdings Robbie nicht in Euphorie versetzt. Nachdenklich meint er: „Ich finde es schon gut, wenn ich einen individuellen Platz mit meiner Musik einnehmen kann.“