Rio Grande
„Ich wollte Anete anpumpen, da sagt sie: Nee, aber ich produzier‘ ’ne LP mit Dir. “ So fangen Solokarrieren an. Es wurde zwar zunächst nur eine Single. Aber „Dr. Sommer“ wurde zumindest im Radio gespielt. Weil der Sommer so verregnet war. Mehr passierte allerdings nicht.
Doch Rio Reiser, Ex-Ton Steine Scherben-Sänger und ernanntes Sprachrohr einer ganzen Politgeneration, versprach in einem Anflug von Größenwahn, 100 Demos aufzunehmen. Nach dem Aus für die Scherben konnte Rio also fürs eigene Ding aus dem Vollen schöpfen. Einmal beweisen, daß er auch Schlager schreiben kann, sah er sich fortan der Popmusik verpflichtet. „Du gab es viele Mißverständnisse, was die Scherben-Geschichte betrifft-„, erklärt Reiser. „Und die hallen sich in den Medien sogar bis heute, ich habe mein Image weg: der singende Politiker. Das muß sich jetzt also erst durchsetzen, daß ich eigentlich ein Musiker bin, der halt nicht doof ist. Punkt. „
Rio Reisers „neues“ Selbstverständnis, so, wie es sich auf „Rio I“ darstellt, wird nun hoffentlich richtig kanalisiert. „Klar —- Pop mag ich“, bekennt der Verkannte. „Aber Mozart ist auch Pop für mich. Sogar manche Sachen von den Neubauten finde ich poppig. Ich hab‘ ’nen bestimmten Geschmack, den ich gar nicht definieren kann. Ich steh‘ auf plakative Sachen, auf Rhythmus, und bin für alle Zufalle offen und zu jeder Schandtat bereit. Rezepte überlege ich mir vorher nicht. „