Ringo Starr


RINGO RUFT. UND DIE GRAUEN WÖLFE FOLGEN. DEM ehemaligen Beatles-Schlagzeuger sogar bis auf die Bühne, denn was sich da alles in einer lauen schwäbischen Sommernacht um die Instrumente schart, kommt zusammen auf gut und gerne 170 Jahre in Diensten der Popmusik. Gastgeber Ringo und Bassist lack Bruce sind immerhin seit den frühen sechziger Jahren mit dabei, Keyboarder Gary Brooker – einst bei Procol Harum – und Gitarrist Peter Frampton starteten gen Mitte jener Dekade ihre Karrieren, und Schlagzeuger Simon Kirke folgte mit Free wenige Jahre später. Ein geriatrischer Kongreß, mögen Spötter nun meinen, sponsored by Doppelherz. Aber Vorsicht, denn daß die alten Recken nicht nur routiniert, sondern auch kraftvoll aufrocken können, beweist beispielsweise der Gesichtsälteste Gary Brooker mit einem lebhaften Pianosolo. Doch dazu später mehr, wenden wir uns erst einmal der Hauptperson zu.

Und die gibt sich als Beatle zum Anfassen, volkstümlich und kumpelhaft. So ist er eben, unser Ringo, so muß er sein. Für den Beat ist heute Simon Kirke zuständig, auch wenn sich Ringo bisweilen hinter sein spartanisches „Ludwig „Set setzt, das allerdings von vornherein viel zu leise abgemischt ist. Meist steht der sonnenbebrillte Drummer ohnehin am Mikro, und man verzeiht ihm gerne, daß jegliche Vokalakrobatik noch nie sein Metier war. Und wenn er dann ausnahmsweise gleichzeitig trommelt und singt, klingt’s eben wie 1964 im Gaumont Cinema von Bradford oder zwei Jahre später im Münchner Zirkus Krone: „I Wanna Be Your Man“, darauf mußte man gefaßt sein.

Bescheidenheit ist seine Zier, weshalb Ringo schließlich seinen honorigen Begleitern reichlich Raum zum Solieren gibt: Da darf Jack Bruce Creams „White Room“ und „I Feel Free“ singen, Gary Brooker zündet Stuttgarter Einwegfeuerzeuge mit „A Whiter Shade Of Pale“, Simon Kirke läßt mit „All Right Now“ den Klassikrocker raus und Peter Frampton bietet mit dem ellenlangen „Do You Feel Like We Do“ die ideale Plattform für sein Solo – inklusive „talking guitar“ und die seiner Kollegen, wobei der noch immer grandiose Jack Bruce als Tagessieger hervorgeht. Dann schreitet Ringo wieder ans Mikro und stellt, bevor er das reguläre Set mit“.Photograph“ beendet, die obligatorische Frage, ob wir denn auch alle unseren Spaß hätten. Das Publikum – zum nicht unerheblichen Teil Altersgenossen der Bühnenarbeiter – bejaht überschwenglich, und Ringo, der Weise, sagt den alles entscheidenden Satz: „Yeah, that’s what it’s all about.“ Und dieser große Spaß wird nicht einmal dadurch getrübt, daß Ringo mit „With A Little Help From My Friends“ nur eine Zugabe rausrückt.