Rhytm & Soul Festival, Hamburg, Markthalle


Zum Einstieg ein Überraschungsgast: Sie hieß Barbara, trällert ansonsten im Kirchenchor von Solomon Burke. glich mit Diana Ross-Outfil (knallenger Skianzug, Silherfraek, Glitzer-Boots) und eindeutiger Unterleibsmotorik vokale Defizite aus und diente wohl vornehmlich dazu, der kunterbunt zusammengewürfelten, über weite Strecken zweitklassigen Backing-Band ein erweitertes Warm-Up zu verschaffen. Fehlende Ühungsraumstunden konnte das allerdings nicht ersetzen …

Dann Johnin Adams — ein Gentleman vom sauberen Scheitel bis zur edlen Sohle, ein in zig-Cluhauftritten gestählter Entertainer der alten Schule. Er steigt ein mit „Stand By Me“. tänzelt leichtfüßig über die Bretter, setzt wohldosiert zu seinen typischen Falsett-KlimmzÜKen an und liefert sich ein heißes Call&Response-Duell mit Bandleader Sam Mayficld. Doch, welche Schande. Johnny war gerade warm geworden und hatte der Menge im ausverkauften Rund‘ demonstriert, was man in New Orleans unter einem „hipshake“ versteht, da fiel schon der Vorhang für ihn — Abgang nach drei (!) Nummern.

Irma Thomas‘ anschließender Vier-Song-Set geriet zum ersten Höhepunkt des Abends: Ihre wahrlich beseelte Interpretation des Slowies“.I Needed Somebody brachte der pummeligen Soul-Queen im knappen Lila-Einteiler verdienten Szenenapplaus ein. Dann das Entre’e von ..King“ Solomon Burke: Die Band holzt „Everybody Needs Somebody To Love“ raus. Burke entert die Bühne im standesgemäßen Fummel (Cape & Krone), eine Hand salbungsvoll zum Gruße erhoben, in der anderen ein Rosenbouquet, das im Publikum dankbare Abnehmer findet. Sein Repertoire ist ein einziges, großes Medley, von „If You Need Me“ über“.Spanish Harlem“ his „Lucille“ „Good Gollv Miss Mollv“. Dazu walzt er erstaunlich Hink seine 3(1(1 Pfund über die Bühne, dirigiert eine Band, die nicht immer zu folgen vermag und beciret ein Publikum, das ihm vom ersten Ton an aus der Hand frißt. Finale: „Proud Mary“, entfesseltes Jungvolk tanzt aut der Bühne.

Nach erfreulich kurzer Umbaupause boten die Neville Bros, leider die enttäuschendste Vorstellung. Zuviel Material von ihrer neuen, grausligen Platte verdrängte den swingenden, rollenden R&B, der ihre eigentliche Domäne ist. Auch ein schönes Jko Iko/Brother John“-Medley und das abschließende „Fiyo On The Bayou“ konnten nicht darüber hinwegtäuschen, daß hier irgend etwas nicht stimmte. Schade.

Fazit: Ein lobenswertes Engagement (von“.Zensor“ Burkhardt Seiler), ein gute Idee, nicht immer befriedigend umgesetzt. Irma Thomas und Johnny Adams würde man gerne mal zumindest als gleichberechtigten Act erleben.