Rhye


Roter Salon, Berlin

Das erste Konzert der Soul-Band in Deutschland zeigt: Rhye funktionieren auch ohne Geheimniskrämerei.

Es endet mit einer Entschuldigung. Ihr Programm bestünde, so sagen Rhye, leider nur aus zehn Songs; mehr könnten sie nicht spielen. Der Abend ist also kurz, aber gleichwohl intensiv: Im gedimmten Licht des komplett bestuhlten und ausverkauften Roten Salons in der Berliner Volksbühne schafft das Duo, das live von drei Sessionmusikern verstärkt wird, ohne Probleme die intime Atmosphäre der souligen R’n’B-Stücke ihres Debütalbums WOMAN auf eine Bühne zu übersetzen. Michael Milosh zielt mit seiner sanften, beeindruckenden Stimme und den Texten über Sehnsucht, Sex und Liebe auf nichts Geringeres ab als Gänsehaut.

Apropos Stimme: Ob da nun ein Mann oder eine Frau singt, war nie erkennbar. Fotos der Band gab es schließlich kaum. Der diesbezügliche Überraschungseffekt ist im Roten Salon noch immer nicht verpufft. Die Reaktion einer Zuschauerin beweist dies: Beim ersten Song, bei den ersten Worten aus Miloshs Mund fragt sie völlig überrascht ihre Begleitung, ob sie denn gewusst habe, dass da gar keine Frau singe.

Live geben sich Rhye weniger geheimnisvoll. Verspielt interagieren sie mit dem Publikum -und werden tatsächlich richtig witzig: Die Stimme, die gerade noch gefühlvoll Zeilen wie „Make love to me one more time before you go away“ sang, räsoniert kurz darauf zu Improvisationen des Keyboards über den Wunsch nach Schnurrbärten und vermeintliche Supertramp-Fans. Gelächter, Applaus.

Und blickt man sich um, sieht man bei den allermeisten Zuschauern einen Blick, in dem ein großes „Wow“ geschrieben steht. Rhye wünscht man eigentlich nicht, größer zu werden, dafür sind sie zu perfekt für ein Setting wie dieses.