Zeus B. Held
ATTACK TIME
Bureau B/Indigo (VÖ: 23.6.)
Ein Hybride aus experimentellem Krautrock und New Wave feiert seine längst fällige Wiederentdeckung.
Als er 1981 sein drittes Soloalbum veröffentlichte, war Zeus B. Held (bürgerlich: Bernd Held), längst ein Musik-Veteran, auch wenn sein Name nicht unbedingt im Gedächtnis der Schallplatten kaufenden Öffentlichkeit eingebrannt war. Held spielte in den Siebzigern Keyboard bei der Westberliner Prog-Band Birth Control, Ende des Jahrzehnts war er Mitglied der einflussreichen Electropop-Band Gina X Performance und ab den Achtzigern als Produzent von u.a. Dead Or Alive, Men Without Hats, Hawkwind und Nina Hagen tätig.
AmazonDaneben hat der unbesungene Held eine ganze Reihe von Soloalben veröffentlicht, von denen ATTACK TIME eine Sonderstellung einnimmt. Es wurde damals auf Aladin veröffentlicht, dem Label des Schlagersängers Peter Orloff, und zeigt Held auf der Höhe seiner experimentellen Kraft. Hier stehen Synthesizer neben Schweinerock-Gitarren, die motorischen Beats der New Wave neben dem Fiepen und Piepsen der Elektronik-Pioniere.
„Eurode“ und „Enfant Terrible“ versetzen den Geist der kosmischen Musik der Siebziger in die Realität des Jahres 1981. Der Beatles-Song „Drive My Car“ klingt bei Held so eckig und kantig, als würde er von Devo interpretiert werden. Musikalische Gegensätze treffen nicht nur zwischen den Songs aufeinander, sondern oft auch innerhalb dieser. Dass das Album kommerziell foppte, ist nicht verwunderlich. Nicht nur wegen des experimentellen Charakters und der stilistischen Sprünge, denn die Ära des Krautrock ging damals zu Ende, die Neue Deutsche Welle hatte ihn abgelöst. Und so steht ATTACK TIME retrospektiv da als das Missing Link zwischen Kraut und NDW.