Yun Buenaventura – Vagabundo

Als Tanzmusik funktioniert Salsa ebenso gut wie Reggae. Beide Musikstile aus der Karibik dienen aber auch der Identitätsfindung, wenn sie sich auf ihre Wurzeln besinnen. Yuri Buenaventura weif! das nur zu gut. Sein programmatisch betiteltes Debüt herencia africana („Afrikanisches Erbe“) klang wie die Quintessenz aus den besten Songs der Fania All Stars. Und den Nachfolger yo sov hat der kolumbianische Sonero mit einer süperben Genre-Hymne eröffnet: „Salsa“. Diesmal vereint der freiwillige Exilant mit Wohnsitz an der Seine zwei genuin lateinamerikanische Stile, die bislang kaum Berührungspunkte miteinander aufweisen: Salsa und Tango. Damit bricht der Sänger in ein Revier ein. das von argentinischen Traditionalisten auch heute noch gegen alle Verwässerungsversuche verteidigt wird. Doch Buenaventura ficht das überhaupt nicht an. Souverän kombiniert er Tango und Bolero zu dramatischen Latin-Balladen – die glücklicherweise ganz ohne die übliche Tränendrüsendrückerei auskommen. Engagierte Eigenkonnpositionen wie „Neruda“ oder „Afrotango“ weisen ihn dabei erneut als weltgewandten Botschafter für lateinamerikanisches Selbstbewusstsein aus. Dabei vereint vagabundo tiefes Traditionsbewusstsein und reflexive bis zeitkritische Texte. Damit hält einer der weitbesten Salseros zur Zeit das hohe musikalische Niveau seiner Vorgängeralben weiter aufrecht.