Young Heart Attack – Mouthful Of Love
Man kommt nicht ganz darum herum, das Wort „Darkness‘ fallen zu lassen, für ältere Semester fügt man „Guns“ und „Roses“ hinzu aber beides dient nur einem Zweck: Abgrenzung nach unten. Young Heart Attack rocken los, als ginge es darum, zu beweisen, dass man AC/DC-Songs auch doppelt so wild und schmutzig spielen kann; aber kaum hat man ein Bier aufgerissen, um das überkandidelte Rock-Inferno angemessen zu begehen, schon weitet sich der musikalische Kosmos: Da kommt zu Chris „Frenchie“ Smiths heiserer Röhre das heiße Organ von Sängerin Jennifer Stevens hinzu, dann zitiert die Gitarre das Intro von „Won’t Get Fooled Again“ The Who, und in „El Camino“ lässt sich die Band in einen psychedelischen Sumpf hineinfallen, der auch erfahrenen Led-Zeppelin-Fans den Hut vom Kopf zwingt. Dann fetzt die Horde aus Texas dermaßen los, dass dagegen Noddy Holders größte Slade-Momente zu kreidebleichem Durchschnitt verblassen. Dass das Album trotz der heterogenen Mixturvon Glam-Drive, Sex-Appeal, Ohrwurm-Melodien, wüstem Riff-Gebolze und verspielten Arrangement-Abenteuern klingt wie ein Dampfkochtopf, in dem jemand ein Silvesterfeuerwerk von Ideen gezündet hat, mag am Mann im Produzentenstuhl liegen: Cliff Jones, der sein Händchen für Witz, Wirkung und Zitate als Kopf von Gay Dad bewiesen hat; tatsächlich fühlt man sich stellenweise an die härteren Momente seiner Ex-Band erinnert. Aber all das Einordnen und Vergleichen führt in die Irre: mouthful of love ist eine rundum perfekte Supergranate, der zum Meisterwerk nur die Top-Ten-Ballade fehlt, die man noch mit unvermindertem Genuss auflegen wird, wenn The Darkness nur noch eine ferne Erinnerung sind.
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