Yeasayer
Fragrant World
Mute/Good To Go VÖ: 17.8
Psychedelischer Pop, dessen Magie sich vor allem im Sounddesign versteckt
Ist das ein gutes Zeichen? Dass einem das dritte Album von Yeasayer schon beim ersten Ansetzen runter geht wie Öl? Uns wurde früher erzählt, man müsste Öl trinken, damit der so ausgekleidete Verdauungsstrakt weniger Alkohol ins Blut lässt, man also mehr verträgt. Aber wünscht man sich von einem Album der New Yorker aus 1001 Nacht nicht, dass es einen trunken macht, taumeln lässt, den Hörer durchwirbelt? Stattdessen umschmeicheln einen die Popmelodien auf Fragrant World wie (was tun, wenn einem das Klischee direkt vor die Füße springt?) Perserkatzen. „Reagan’s Skeleton“ malt sogar derart eindeutig „Sweet Harmony“, den Hit der britischen Synthiepop-Gruppe The Beloved nach, dass es nicht übertrieben ist, von einem Rip-off zu sprechen.
Irgendwie hat man die Kompositionen von Yeasayer verwunschener, verwegener, vertrackter in Erinnerung. Der Weingeist von Fragrant World steckt eben im Detail. Vor allem im fast vollständig synthetischen Sound oder wie man in diesem Fall wohl korrekter sagt: „Sounddesign“. Abgesehen von den Stimmen Anand Wilders und Chris Keatings, deren schamanenhafte Passion die wichtigste Trademark von Yeasayer bleibt, und den gewohnt vielschichtigen Drumpatterns, scheint alles einem stetigen Morphing unterworfen – die Synthesizer und Drone-Bässe, die verfremdeten elektrischen Gitarren und die noch weiter durch die Maschine gedrehten Chöre. Das Trio will ja nicht von ungefähr „psychedelisch“ genannt werden. Allerdings tropften wohl jedem Künstler, der seit den 60ern so charakterisiert wurde, wenigstens ein paar Farbspritzer daneben. Fragrant World hingegen ist so klar und fast schon schmerzlich deutlich definiert, dass der Begriff Psychedelia durch Yeasayer glatt eine Umdeutung erfährt. Würde Peter Gabriel heute noch unumwundene Popalben wie So aufnehmen, sie könnten klingen wie dieses hier.
Key Tracks: „Blue Paper“,„Henrietta“, „No Bones“