Xul Zolar

Fear Talk

Asmara Records/Rough Trade

Mut zur Gefühligkeit: Die Kölner Band synthetisiert auf ihrem Debüt aus breitangelegten Einflüssen flauschigen Indie-Pop.

Kennen Sie dieses Phänomen, wenn am Computer verschiedene menschliche Gesichter übereinandergelegt werden: umso mehr man nimmt, desto schöner und weicher werden die Züge des entstehenden Hybridwesens? Nach diesem Prinzip scheint auch der Indie-Pop der Kölner Band Xul Zolar zu funktionieren, in dem viele hörbare Einflüsse zusammenwirken und zu einer soften Soundästhetik ausgebreitet und verwischt werden:

Da sind die 80er (Simple Minds, Talking Heads), da sind die nostalgischen Gitarrenakkorde des Yachtrock, die an der Electronica der letzten Dekade geschulten Kicks und Klicks und Sänger Ronald Röttel versucht, seine zart-schmachtenden Vocals immer mal wieder in Richtung Talk Talk zu verschieben.

Dazu plätschern die Synthesizer. Und wie bei den Gesichtern entstehen in der Mitte dieser Überlagerungen schöne, weiche, ja flauschige Popmomente. In „Soft Drones“ schrauben sich die Melodie-Schichten zu einem echten Ohrwurm zusammen. In „Cloth“ greifen sie zu tropischer Perkussion. „NYE“ ist melancholischer; hier schabt und klirrt es unheimlich im Unterbau des Songs, während

Röttel versunken von seinen Silvester-Gedanken singt: „Echoes of an allegedly happy, distant past in face of an uncertain future“.Das Erstaunliche ist dabei immer der unerschöpfliche Mut der Band zur zarten, glatten Gefühligkeit. Zwei- bis dreimal wagen sie sich dabei vielleicht zu weit hinein in den Treibsand der Kitschigkeit. Meis­tens kommen sie aber gut durch.

Klingt wie: Simple Minds: NEW GOLD DREAM (1982) / Glass Animals: ZABA (2014) / Sohn: TREMORS (2014)

https://www.youtube.com/watch?v=oBIEWQIL6G0