Wynton Marsalis – Amongst The People

Manchmal lohnt es sich doch, die Mikrofone vorsichtshalber an ein Aufnahmegerät angeschlossen zu haben. Denn ansonsten würde der schlagende Beweis fehlen, daß man im 21. Jahrhundert durchaus noch auf allerhöchster Genußstufe denn guten, alten Swing Schlachtroß so richtig die Sporen geben kann. Wie etwa im Dezember 2002, als sich Wynton Marsalis mit einem halben Dutzend alter und neuer Kumpels im intimen New Yorker Club „The House Of Tribes“ verabredete. Um nur für sich und eine ausgewählte Fangemeinde kreuz und quer durch Klassiker von Charlie Parker [„Donna Lee“] über Cole Porter („What Is This Thing Called Love“) bis hin zu Paul Barbarins „2nd Line“ eine Jazz-Sause zu feiern, die sich gewaschen hat. Und gerade der Rausschmeißer auf dem ursprünglich nicht zur Veröffentlichung vorgesehenen Live-Mitschnitt entpuppt sich als klassische Stimmungskanone, geht es in der pumpenden New-Orleansnummer 2nd Line über Tische und Bänke. Auch wenn man sich wieder an der Reizfigur Wynton Marsalis reiben sollte, der aus seiner konservativen Hege und Pflege der afroamerikanischen Musik keinen Hehl macht – so ein funkenschlagender Traditional Jazz ist bisweilen einfach nur gut fürs Gemüt, Überhaupt ist das ganze Album eine Wonne für alle, die sich an Wynton Marsalis‘ strahlend glänzendem Trompeten-Sound nicht satthören können. Und schon gar nicht an der Spontaneität, mit der man hier selbst so relativ unbekannte Nummern wie Thelonious Monks „Green Chimneys“ mit einer narkotischen Intensität behandelt und aufglühen läßt, als ob gerade der Geist John Coltranes vorbeigeschwebt wäre.

www.wyntonmarsalis.com