Wachtraum-Pop: Vier Engländer loten die Räume zwischen den Tönen aus. Und finden dort Großes.

Woman’s Hour aus Kendal im Nordwesten Englands motivierten bereits 2011 Blogposts und YouTube-Klicks. Ihre frühen Singles wurden positiv aufgenommen, Vergleiche mit Warpaint bemüht – die Weichen schienen gestellt. Anstatt die Hype-Welle zu reiten, schottete sich das Quartett ab und sagte viel „Nein“. Nein zum Touren, zu Presseanfragen, zum „Networking“. Sie wollten in Ruhe an ihrem Sound feilen.

In dieser Zeit entstanden die Songs, die das Gerüst des Debüts CONVERSATIONS bilden. Obwohl Gerüst das falsche Wort ist – es erzeugt ein Bild von Festigkeit. Die Musik hier aber ist verschwommen, ausgedehnt wie ein Seufzer in Zeitlupe. Die Gitarren klingen hell wie Windspiele, den analogen Synthesizern entweichen Akkorde, zwischen denen so viel Raum bleibt, dass man dort einen Lastwagen parken könnte („Darkest Place“). Der Schlafzimmer-Funk von „Reflections“ erinnert an das Album WOMAN vom kanadischen Duo Rhye (auch die Cover ähneln einander), und obwohl manche Songs etwas flach klingen, ist CONVERSATIONS eine eigene, beinahe körperliche Wärme inne. Burgess’ Cumbria-Akzent erdet ihren stark an den aktuellen R’n’B (Kelela, FKA Twigs, Banks) angelehnten Gesang zwar etwas, aber der Gesamteindruck eines angenehmen Wachtraums bleibt.