Wolf Eyes

Undertow

Lower Floor Music/Rough Trade

Der experimentelle Noise aus Detroit dreht sich langsam im Kreis und verbreitet alles andere als gute Laune.

Je mehr man ein Genre seiner typischen Elemente entkleidet, umso interessanter wird es. So zumindest lautet das Credo von Wolf Eyes, die als wechselndes Trio um John Olson seit bald 20 Jahren die Untiefen des Noise ausloten. Auch auf UNDERTOW entkernen sie den Rock. Weg mit den Harmonien, weg mit den Rhythmen. Her mit der Zeitlupe. Gesang? Gerne, aber bitte obskur und abstrakt, verschüttet unter Wellen aus der verzerrten Gitarre. Manchmal spielt eine Klarinette flotte Arabesken, manchmal wird ein Saxofon gefoltert, aber immer hinter luftigen und dornigen Hecken aus purem Sound.

Traditionell bedienen sich Wolf Eyes der freien Form, ohne diese Freiheit zu feiern. Es obwaltet nicht jazzige Spielfreude, sondern zähes Fließen – wie Swans auf Valium. Auch ohne Ausbrüche in echten Lärm ist UNDERTOW deshalb ein sehr intensives, um nicht zu sagen: dystopisches Hörerlebnis. Titel wie „Empty Island“ oder das 13-minütige „Thirteen“ klingen wie traurige Sonic Youth beim Soundcheck, während nebenan der depressive Maschinenpark der Einstürzenden Neubauten vor sich hinseufzt. Das ist Dark Ambient, handgemacht. Und, als Schwermutverstärker, eigentlich rezeptpflichtig.