Will Samson
Paralanguage
Wichita/PIAS/Rough Trade (VÖ: 6.12.)
Aus dem Trauma wächst der Dream Pop: Elektrifizierte Folk-Frickelei, wunderschön, aber ein wenig harmlos.
Paralanguage, das klingt zwar wie der poststrukturalistische Linguistik-Klassiker, den nie jemand gelesen hat, bezeichnet aber eigentlich in der Kommunikations- wissenschaft etwas sehr Greifbares: Jene Anteile des Sprechens nämlich, die nicht im sprachlichen Inhalt aufgehen, alle Pausen, Tonhöhen, Lachen, Tempo… Demgegenüber ist Will Samson schon ein wenig nebulöser. Der in Australien aufgewachsene Brite arbeitete mit Nils Frahm und spielte im Film „Emocean“ der Band Fenster den schweigsamen Herrn aller Welten.
AmazonSein kurzfristiges Exil in Berlin und Lissabon hat er vor mittlerweile drei Jahren gegen den Lebensmittelpunkt Brüssel getauscht. Wo er weiter experimentiert, an seiner Musik zwischen Electronica und Gitarre, die ihre natürliche Heimat vielleicht schon vor Jahren auf dem Label Karaoke Kalk fand – mit Paralanguage debütiert er nun bei der wesentlich größeren Company Wichita, vielleicht auch, weil die Geschichte zum Album so bittersüß, die Musik zugänglich wie nie ist.
Paralanguage entstand in Folge einer Auseinandersetzung mit dem plötzlichen Tod seines Vaters vor mehreren Jahren, erst spät erkannte Samson die Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung. Floating-Tanks, Meditationen, Experimente mit psychoaktiver Mikrodosierung halfen ihm und triggerten auch die Ästhetik dieses Albums. Wie spricht ein Körper Emotionen?
Nun, anscheinend wie so ein hübsches Album zum Einkuscheln zwischen Experiment-Electronica und Folk und Pedal-Steal-Melancholie, das leider ein wenig in seiner traumgleichen Schönheit die Weirdness an den Rand drängt, die Samson bislang oft auszeichnete.