White Lung
Deep Fantasy
Domino/GoodToGo
Technisch einwandfrei, gesanglich kompetent, aber etwas kopflos: Punkrock, der an einem vorbeiklappert.
White Lung stammen aus demselben kanadischen Punk-Untergrund, der die großartigen Fucked Up hervorgebracht hat. Anders als diese pflügen White Lung aber weiterhin den gleichen musikalischen Acker, der ihr Debütalbum (WHITE LUNG, 2010) hervorbrachte. Heißt: Gitarren, die sich wie eine Kreissäge ins Gehör sägen, halsbrecherisches Tempo, und Zweiminüter, die in ihrer Rotzigkeit an die frühen Hole erinnern.
Ein bisschen was hat sich aber doch geändert: Auf DEEP FANTASY hat Sängerin Mish Way ihre Stimme besser im Griff und erdet so das nicht nachlassende instrumentale Geknüppel. Ways Energie schlägt sich nicht in nervösem Keifen nieder, sondern in fokussiertem Gesang, der Zeilen über sexuelle Aggression und psychologische Gewalt umso druckvoller vermittelt. Kenneth Williams Gitarrenspiel ist technisch beeindruckend, aber oft irgendwie aufdringlich: der Schrammel-Gniedel-Rhythmus macht bestimmt Spaß zu spielen, beim Zuhören wünscht man sich dann aber doch etwas mehr Abwechslung (mal einen Ton ausklingen lassen?).
DEEP FANTASY plagt aber noch ein schwerwiegenderes Problem: Außer dem cleveren, eingängigen „Down It Goes“ (The Smiths auf Dosenbier) gibt es einfach zu wenig gute Songs. Live können White Lung diesen Makel mit ihrer schieren Energie kaschieren – auf Platte fällt er einem leider zu schnell auf.