White Lies
Five
PIAS/Rough Trade (VÖ: 1.2.)
Im zwölften Jahr gehen die Briten keine neuen Wege. Aber sie kalibrieren ihren Synthie-Rock besser als zuletzt.
Am Ende wirkte es zuletzt auf FRIENDS so, als sei das Prinzip White Lies auserzählt. Als würde von den Londonern nicht mehr kommen können als Massenware irgendwo zwischen dem Düster-Indie-Disco-Rock der Interpol-Schule und Stadion-Pop mit solider Depeche-Mode-Schlagseite.
Und auch der erste Track dieser Platte lässt Schlimmes vermuten: „Time To Give“ dauert siebeneinhalb Minuten. Was Harry McVeigh und seine beiden Mitstreiter uns geben, füllt jedoch nicht einmal die Hälfte der Zeit. Das Überraschende: Im weiteren Verlauf der Platte gestattet man sich leichte Variationen auf der bisherigen Instrumentierung, „Finish Line“ beginnt mit einer Akustik-Gitarre, die im Zusammenspiel mit McVeighs voluminöser Stimme und kristallinen Synthies den soliden Grundstock für eine ordentliche Powerballade gibt. Auch im folgenden „Kick Me“ kommt die Akustische zum Einsatz, hier wird sie im Sinne eines sehr klaren Popentwurfs genutzt. „Tokyo“ mit seiner Tears-For–Fears-Gedächtnishook könnte man hingegen problemlos in jedem 80er-Jahre-Highschool-Film platzieren.
AmazonVielleicht hat all das mit einem neuen Selbstverständnis zu tun: White Lies produzierten das Album selbst, nutzten dafür aber den Studiokomplex der beiden Routiniers Flood und Alan Moulder. Womöglich fußen die neuen Qualitäten aber auch auf mehr Mut zur Lücke. Denn es bleibt festzustellen: Wenn die drei auf Nummer sicher gehen, wenn sie die Synthies oder, am schlimmsten im abschließenden „Fire And Wings“, die Gitarren auftürmen, wird es auf einen Schlag sehr uninteressant.