Wenn sich ein preisgekrönter Krimi-Autor wie David Peace, der mit seinen Thrillern über den „Yorkshire Ripper“ zur Hardboiled-Ikone wurde, einem Fußballthema widmet, dann nicht ohne Grund. Die 44 Tage im Jahre 1974 von Brian Clough als Trainer des damaligen Meisters Leeds United gehören zu den bizarrsten Episoden der englischen Kicker-Geschichte. Daraus montiert Peace in einem atemberaubenden Tempo ein Stück Pop: staubgraues Mittelengland mit Fransenfrisuren, Sauforgien und knüppelharten Fans. Leeds war seinerzeit ein böser Treter-Club mit markigen Spielertypen wie Billy Bremner. Nicht umsonst schallte es von den Tribünen: „Dirty, Dirty – Leeds, Leeds, Leeds!“ Und dieser Truppe sollte der eigenwillige Clough nun Spielkultur beibringen. Unter der Regie des langjährigen Cheftrainers Don Revie holte Leeds einen fintenreich herausgespielten Sieg nach dem anderen. Ein Höllenritt. Peace nähert sich dieser kaputten Leeds-Welt durch die Augen des nie akzeptierten Nachfolgers Clough. Er hegt nicht unbedingt Sympathie für ihn, aber er zeichnet die zerrissene Figur kongenial nach. Gedanken, Dialoge, Abstürze. Es wurde der schlechteste Saisonstart für Leeds seit 15 Jahren. Ein küchenpsychologisches Meisterwerk, das auch in der deutschen Übersetzung nichts von seiner eigentümlichen Faszination verliert. Wer die Vorgeschichte des Britpop verstehen will, wird hier fündig. Ralf Niemczyk :: Bicycle Diaries

von David Byrne

Ein Talking Head als Weltmann auf zwei Rädern

Ohne die Talking Heads reist deren Ex-Sänger David Byrne in gemächlicherem Tempo um die Welt. Bei Konzerten oder Ausstellungen hat er stets ein Faltrad im Gepäck, mit dem er die Städte erkundet. „Navigieren durch die kollektiven Nervenbahnen eines riesigen globalen Gehirns“, nennt er das. Was ihm dabei so in den Sinn kommt, schreibt Byrne in seinem Blog, Auszüge daraus bilden dieses Buch. Er beklagt die Autofixierung amerikanischer Metropolen und engagiert sich in seiner Heimatstadt New York für mehr Radwege. Ausländische Städte hingegen inspirieren Byrne zu kulturtheoretischen Betrachtungen. Im Berliner Stasimuseum räsoniert er über Gerechtigkeit und Wiedergutmachung, in Manila folgt er den Spuren der Diktatorengattin Imelda Marcos und in Istanbul begutachtet er die Auswirkungen der globalisierten Popkultur. Allzu tiefschürfend sind Byrnes Gedanken allerdings nicht, es ist das Salongeplauder eines linksliberalen Intellektuellen: flott zu lesen, aber nach einer rasanten Radtour auch schon wieder vergessen. Felix Bayer

Rock Lyrik