Walls :: Coracle

Kompakt

Weitere Exkursionen in musikalische Grenzbereiche zwischen Ambient, Techno und Rock.

Anlässlich der Veröffentlichung des Walls-Debütalbums im Frühjahr 2010 philosophierten wir über die Definitionen von Elektronik und Rock und die sich daraus ergebenden potenziellen Grenzüberschreitungen. Waren Walls, das Projekt von Alessio Natalizia und Sam Willi, nun eine Rockband oder ein Elektronik-Act, oder am Ende nur das „rockende“ Alibi für das Kompakt-Label? Mittlerweile scheint sich die Lage an der Diskursfront entspannt zu haben – Dank Neo-Indietronic-Acts wie Jamie XX und Caribou (übrigens beide Walls-Verehrer), deren Uneindeutigkeit den Anspruch auf Zugehörigkeit zu beiden Seiten ermöglicht. Was Walls auch auf ihrem zweiten Album Coracle Kompakt-kompatibel macht, ist die soundästhetische Nähe zu den impressionistischen, nadelwaldbewachsenen Klanglandschaften, die auch in Köln ihr Zuhause haben. Walls unternehmen auch auf diesem zweiten Album Exkursionen in musikalische Grenzbereiche. Neu ist, dass manchmal ein straighter, aber nicht allzu aufdringlicher Beat inmitten dieser Impressionistenklänge ein bisschen Tanzwut erregen will. In einem einzigen Track kann so allerhand passieren. Zum Beispiel „Sunporch“. Darin tangieren Walls die Grenze zu Elektro und frühem Techno, treiben den Track mit krautiger Soundmotorik weiter, um ihn mit Weirdo-Effekten zu überlagern. Coracle ist ein einzigartiges Gewimmel und Geflimmere von analogen Synthsounds und sphärischer Gitarre – und im Ergebnis hochgradig advanced. Auf beiden Seiten der Medaille. Im Rock und in der Electronica.

Key Tracks: „Sunporch, „Ecstatic Truth“