VV BROWN
SAMSON & DELILAH
YOY Records/Alive
Vom Soul-Rummelplatz in den Dark’n’B-Kühlschrank: Die englische Sängerin überrascht mit einem radikalen und mutigen Stilwechsel – Kunst statt Kommerz.
Diese Frau hat verstanden, dass man sich in der heutigen Zeit besser nicht allein auf die Musikkarriere verlässt. Sie stand als erste schwarze Frau für die britische Kaufhauskette Marks & Spencer Modell und besitzt eine eigene Modelinie. Ihr erstes Album, TRAVELLING LIKE THE LIGHT, ist vor vier Jahren bei einem Majorlabel erschienen, entsprach aber trotz Gold-Status in Frankreich nicht den Erwartungen der Industriebosse. Auf dem Weg zum Nachfolger musste VV Brown einige Schwierigkeiten überwinden. Ein zweites, als Veröffentlichung fest eingeplantes Album wurde auf ihren eigenen Wunsch wieder zurückgezogen. Jetzt kehrt sie als Indie-Künstlerin, mit Dave Okumu (u.a. The Invisible, Jessie Ware) als Produzent und nicht zuletzt mit einem neuen Sound zurück, der nichts mehr mit dem knalligen Soul-Rock auf ihrem Debütalbum und dem Single-Hit „Shark In The Water“ zu tun hat.
Frau Brown schlüpft sehr überraschend in die Rolle einer winterfesten Eiskönigin. Die Songs auf SAMSON & DELILAH sind sparsamer und elektronischer arrangiert und folgen nie nur einer Richtung. Bei „Substitute For Love“ zum Beispiel, glaubt man eine Schwester von Kele Okereke singen zu hören. „The Apple“ geht gut in den Körper, es ist der Track mit dem geradesten Groove auf dem ganzen Album. „Igneous“ dagegen überwältigt mit kraftvollem Elektro-Wummern und beschwörender Stimme. So hört sich ein mutiger und konsequent durchgezogener Wechsel vom Kommerz zur Kunst an.