Vorkriegsjugend
Randale in öffentlichen Verkehrsmitteln, Punkkonzerte im Vollrausch, nervenaufreibende erste Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht, hektoliterweise Bier, immer wieder Ärger bis über die Ohren und bei den selbst herbeigeführten Katastrophen stets mehr Glück als Verstand: Wer seine Jugend in einer miefigen Kleinstadt als Punk durchgestanden hat, weiß einiges zu erzählen. So auch der 37-jährige Braunschweiger Jan Off, der hier mit Genuss offensichtlich Erlebtes zum Besten gibt. Geschickt packt er den Leser beim Schlafittchen und taucht ihn ein in die kleine Well eines pubertierenden Ich-Erzählers, der bei seinen redlichen Bemühungen, ein „echter Punk“ zu werden, mit teilweise absurden, für jene Zeit aber typischen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Es macht Spaß, dem Protagonisten durch rauschige Höhen und peinliche Niederlagen zu folgen, insbesondere wegen der stets gewählten. manchmal fast vornehmen Ausdrucksweise des Autors, die gerade dann für reichlich erfrischende Ironie sorgt, wenn es deftig zur Sache geht. Keine nostalgische Verklärung drosselt das Tempo, keine öde Gesellschaftskritik bremst den erzählerischen Schwung; selten hat man den wahnwitzigen Übermut des Punk samt dem Zeitgeist der frühen 80er Jahre erfrischender präsentiert bekommen. Die 155 Seiten hat man verdammt schnell durch, doch gute Punksongs dauern eben auch nur so lang wie unbedingt nötig.
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