Vladislav Delay / Sly Dunbar / Robbie Shakespeare
500-Push-Up
Sub Rosa (VÖ: 15.5.)
Der Industrial-Noise-Reggae des Trios rührt einen anstrengend beglückenden Mahlstrom an.
Die zurzeit chilligste Weise, sich Shakespeare zu gönnen, besteht darin, sich die im weiteren Sinne um flotte Dreier kreisenden Sonette des staatstragenden Shakespeare von Sir Patrick Stewart, also Captain Picard, vorlesen zu lassen; an jedem Corona-Tag postet der ein solches Video.
AmazonDie etwas sperrigere Weise, sich Shakespeare zu geben, fängt damit an, sich statt William den Robbie zu wählen: Robbie Shakespeare und Sly Dunbar firmieren zusammen unter dem Namen Sly & Robbie und sind seit den 1970ern die jamaikanische Rhythmus-Sektion, der die Schlauen vertrauen: Die Kundschaft reicht von den Rolling Stones bis Bob Dylan, von Madonna bis Grace Jones. Doch hier läuft alles anders: Sly und Robbie waren diesmal nicht Dienstleister und Erfüllungsgehilfen der Famosen und Reichen, sondern sie haben ihr eigenes Ding gemacht, gemeinsam mit Vladislav Delay, dem Finnen, der ansonsten von Leuten wie Massive Attack, Animal Collective oder Hauschka mit Remixes beauftragt wird.
Herausgekommen ist eine Art rasselnder Reggae aus dem dunkel-industriellen Dub-Spiegeluniversum, der zunehmend frei- und durchdreht, was einen Sog, ach was, einen ganzen Mahlstrom erzeugt. Beim harten Dreier Delay-Dunbar-Shakespeare fühlt man sich mitunter wirklich strapaziert wie nach 500-PUSH-UPS – aber mit den Strapazen zunehmend auch beglückt.