Urlaub in Polen – Health And Welfare

Keine Frage, der Bandname bleibt eine zweifelhafte Angelegenheit: Urlaub in Polen – so heißen omnischräge Kapellen auf Alfred Hilsbergs Label What’s So Funny About oder höchstens vierteltalentierte Albernheits-Duos, die es nicht mal bis in den Quatsch Comedy Club schaffen. Doch was ist das: Auf dem dritten Album des vielmehr überaus ernsthaften Duos (George Brenner, u.a. bei Ken, Jan Philipp Janzen, u.a. bei Von Spar) aus Köln hören wir einmal soulige Frauenchöre nahe am Gospel, einen Sänger (George Brenner, u.a. auch Ken), der die vokale Nonchalance von Mark Knopfler (absolut verkannt auf diesem Gebiet, der Mannil in den irgendwie „Indie“ zu nennenden Rock holt, und wir hören bärbeißige bis beißwütige, hoch aufgeladene, so ausgesprochen akzentuierte wie kraftvolle Wall-Of-Sound-Schieberei. „Indie“, weil Soulwax, Soul Coughing, Killing Joke, Catherine Wheel (um mal ein paar auf health and welfare vernehmbare Duftnoten zu nennen) das ja auch irgendwie und -wann sind und waren. Dabei muss eine Verneinung von „Mainstream“ ja nicht automatisch „indie“ sein. Nennen wir das hier also besser Superrock. Oder Geilerrock. Urlaub in Polen bewegen sich mit health and welfare ein gutes Stück weg von handelsüblichen Kategorisierungen, die nicht zuletzt aus der bloßen Hilflosigkeit entstanden waren, wenn es darum ging, ihr Werk einzuordnen. Sie haben den Noise, zumindest den. der sich formatsprengend breitmacht, fast komplett aus ihrer Musik verbannt und – und dafür Songs geschrieben, die wir den über drei Ecken verwandten ELectric Six auf ihr neues Album gewünscht hätten. Sexy, anmaßende, leicht neurotische, aber kein bisschen hysterische Rocksongs nämlich. Prima Platte!