Twin Shadow

Eclipse

Warner 20.03.2015

Weniger 80s-Synthie-Pomp, mehr aktueller R’n’B-Schmonz. Es ist ein Drama.

Der Weg von George Lewis Jr. vom verhalten-geheimnisvollen Debüt FORGET über den markanteren Nachfolger CONFESS (Platte des Monats im ME August 2012), der sich ganz bewusst an den Dramapop-Vorbildern aus den Achtzigern abarbeitete, zu Twin Shadows drittem Album kann durchaus als konsequent betrachtet werden. Denn auf seinem Major-Debüt findet der Herzschmerz-Troubadour eine Form, die seine Sehnsüchte universaler, breitenwirksamer transportiert: die zeitgenössische Chartspop-Schmonzette, die sich vom R’n’B den als leidenschaftlich anerkannten Gesang und vom Rest vom Pop der letzten 30 Jahre nimmt, was der so alles an Bombast und Schicksalsschwere hergibt. Und das ist ja bekanntlich Einiges. Liest sich schlimm? Klingt auch so. Von „To The Top“ mit seinem furchtbaren Möchtegern-Jim-Steinman-Piano nicht an Nino De Angelos „Jenseits von Eden“ erinnert zu werden, ist ein Segen, der wohl nur Nachgeborenen geschenkt ist.

Wer „Alone“-Duettpartnerin Lily Elise googelt, stößt wiederum auf ein tapfer lächelndes Minirockmädchen, das sich durch ihr Aus im „The Voice“-Viertelfinale nicht aufhalten ließ und an Twin Shadows Seite versucht, eine Mariah-Carey-Büste zu zersingen. Gelernt ist eben gelernt. Am Ende wäre das alles vielleicht gar nicht so übel, wenn Twin Shadow beim Entern der großen Arena zumindest die Hilfssongwriter von Rihanna oder Beyoncé zur Seite gestanden hätten oder ein Produzent, der aus dem Nebeneinander von Drumbox, thrilligen Soundfiles, gefilterten Synthesizern und dem ewigen Grand Piano etwas atmosphärisch Spannendes gebaut hätte. Doch so klingt ECLIPSE vor allem nach dem, was man an Hurts möglichst schnell wieder vergessen wollte (so ziemlich alles), nach Eurovisions-Pop, nach einem riesengroßen Missverständnis.