Tweedy

Sukierae

dBpm/Anti/Indigo

Der Leader von Wilco tut sich mit seinem 18-jährigen Sohn Spencer zusammen für ein Folk-Doppelalbum.

Der Mann muss sich erst mal was von der Seele reden: In „Please Don’t Let Me Be So Understood“ poltert er heftig gegen Missverständnisse und Langeweile. Die Musik hört sich ruppig an. Wie bei jemandem, der ein Album dazu nutzen will, mal so richtig auszuteilen. Da fragt man sich schon, was plötzlich in Jeff Tweedy gefahren ist. Eine Welle von Klagen ist ihm in der Zeit mit Wilco ja nun wirklich nicht entgegengeschlagen. Zum Glück beruhigt er sich wieder.

„High As Hello“ klingt mehr nach Donovan, ausgeruht und friedlich. „Wait For Love“ ist ein Liebeslied auf Akustikbasis, das durch sorgloses Pfeifen abgerundet wird. Im angeregten „Low Key“ (es singen die Ladys von Lucius mit, hinhören!) scheint der Einfluss großer Songschreiber der Vergangenheit durch, die Tweedy schon immer beschäftigt haben, allen voran John Lennon und Brian Wilson. Und Sohn Spencer? Der übertönt seinen Dad am Schlagzeug nicht. Aber er zeigt mit einigem Stolz, das er das dezent treibende Spiel eines Phil Selway genau studiert hat. Man wird noch von ihm hören. Aber zwanzig Songs hauptsächlich nur mit ihm sind dann doch etwas zu viel.

Wilco waren ja in den letzten zehn Jahren vor allem deshalb interessant, weil die dazugestoßene Gruppe um Gitarrist Nels Cline für etwas mehr Abenteuer gesorgt hat. Manchmal erkennt Tweedy das auch an, wenn er aus sich herausgeht oder, wie in „Diamond Light Pt. 1“, beim Post-Rock vorbeischaut. Aber er tut das nicht oft genug: Er begnügt sich diesmal mit einem gemütlichen Familienurlaub.