Tweaks

MOVE SAN, LET GATE

Seet Deh (VÖ: 28.7.)

Ambient-R’n’B aus den Vogelnestern des Jenseits.

Man meint schnell, man habe sie durchschaut: Zunächst, auf den vier ersten Tracks, liefert Tweaks aka Zoé Lawrence diesen skelettierten Neo-R’n’B, den Musiker:innen wie Tirzah bereits umfassend zelebrierten. Aber die aus Florida stammende, nicht-binäre und multidisziplinäre Künstlerin erfindet ihre Musik weniger aus Liebe zum R’n’B als aus einem Hang zu jenseitig-vernebelter Avantgarde.Sie schabt am Sound-Design, bis nur noch ein Fragment übrig bleibt, dann legt sie ihre auf einer Dunstwolke aus Acqua di Parma schwebenden Vocals drauf. Einerseits. Andererseits, und das ist das zweite Gesicht dieser bemerkenswert merkwürdigen Platte, zwitschert und piept es allerorts, eigentlich will man ständig das Fenster schließen.

Aphex Twin: „Wenn man mit einem großen Haufen Scheiße anfängt, hat das was“

Field Recordings, Stimmen-Samples, sogar eine Mailbox-Nachricht ihrer Mutter („I pray for you, I feel your pain“, beteuert Mum) finden sich auf diesem Album. „Fallmouth, Trelawny“ indes ist ein Stück Kammermusik mit Piano, Violine und – ja – Vögeln. „This is not an album. It’s a dissertation“, beschreibt Tweaks ihr Werk, und man will umgehend nach der Synopsis dieser Doktorarbeit greifen. Ja, man durchschaut sie nicht, denn Tweaks kommt ständig mit was Neuen um die Ecke, wie etwa „ID. Me“, das eines der ruhigeren Stücke von Aphex Twin sein könnte, markiert mit einem geloopten Blubb-Laut vom Nebelplaneten. Ob das Kunst oder verkünstelt ist, ist irgendwie auch egal.

Autor: Michael Prenner

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