Turbostaat – Vormann Leiss

Die Buddies der Beatsteaks

mit Aggro-Schrammel’Rock und gewöhnungsbedürftiger, fragmentarischer Lyrik.

Der Mann ist ein Fan: Thomas Götz, Schlagzeuger der Beatsteaks, hat die fünf Flensburger vor Jahren in einem Jugendzentrum erlebt und war so angetan, dass er Jan, Märten, Peter, Rotze und Tobert nicht nur ins Vorprogramm seiner eigenen Kapellegeladen hat, sondern auch noch die gemeinsame Coverversion „Frieda und die Bomben“ (aka „Hell On Wheels“) einspielte. Damit nicht genug, sind Turbostaat jetzt auch noch bei der Industrie gelandet und legen mit Vormann Leiss ihr drittes Album vor, auf dem hohe kommerzielle Erwartungen lasten. Einerseits wegen der Berlin-Connection. andererseits aber auch, weil Rockmusik mit deutschen Texten ja gerade so chartskompatibel ist. Wobei sich hier nur ein kleines, aber feines Problem ergibt: Sänger Jan ist zwar nicht so durchgeknallt wie die Jungs von Ostkreutz, die gleich ihre eigene Fantasiesprache entwickelt haben, aber richtiges Hochdeutsch singt der idealistische junge Mann auch nicht. Das beginnt bei denkwürdigen Songtiteln wie“Schalenka Hase“, „Ja, Roduchelnü“, „Nach fest kommt ab“ und „Harm Roschel“. Flensburg scheint so deprimierend und trist zu sein, dass die Stadt nicht in richtigen Sätzen, sondern nur fragmentarisch beschrieben werden kann – und unter Einsatz abenteuerlicher Guerilla-Grammati k..,Es wird billig-es gibt Tote“ heißt es etwa in „Hau ab die Schildkröte“, oder „mein Sohn macht Filme in der USA – und ich werd morgen tot sein“ (in „Harm Rochel“). Was so gut runtergeht wie ein Humpen Jauche und genau so sperrig, verquer und knarzig anmutet wie die Musik. Denn in den elf Songs outen sich Turbostaat als Gang-Of-Four-Jünger, die auf charmante Dissonanz, hektischen New Wave und nervöses Stakkato-Riffing stehen. Mal verpackt als rasanter Punk-Rocker, mal als melancholischer Schrammel-Gitarrenpop. Eine gewöhnungsbedürftige Mischung, die trotzdem eine überfällige Alternative zu Madsen,Tomte und Co. darstellt. VÖ: 17.8.>» www.turbostaat.de