Tua
F60.8
Tua & Eklat/Warner (VÖ: 14.2.)
Der Pop bleibt melodiös, aber das paradiesische Panorama bekommt immer mehr Risse.

Es sind die fragmentierten Bilder einer fremden Erinnerung, die einem auf Tuas neuem Album F60.8 doch seltsam vertraut erscheinen – ganz so, als ob sie vielleicht doch dem eigenen Leben entsprungen wären. Sie flackern nur kurz auf, appellieren in ihrer Anschaulichkeit aber in größter emotionaler Intensität an uns. Im Intro „1996“ steigt das lyrische Ich im Gestus der geradezu göttlichen Erhabenheit aus dem Himmel herab: „Ob die Welt hält, was sie verspricht?“, fragt es sich.
Musik, die nach den ganzen diffusen Emotionen des menschlichen Daseins zu greifen sucht
Und tatsächlich zeigt sie sich ihm zunächst als paradiesisches Panorama, denn der Reutlinger Rapper und Produzent hat nach EDEN (2024) sein neues Album erneut in einem sonnig-mediterranen Setting angesiedelt. Der Sound geht von einem warmen und verträumten Grundton aus, nimmt uns aber mal auf energetische Clubnächte („Leicht“), dann auf sorgenbefreite Strandnachmittage („Wiedersehen“) schließlich jedoch auch in aggressiv-gereizte Gedankengänge („Amnesia“) mit.
Dabei bekommt das paradiesische Bild immer stärkere Risse. Irgendetwas stimmt hier nicht. Hat es etwas mit der immer wieder durchscheinenden Hybris des lyrischen Ichs zu tun? Der Albumtitel deutet in diese Richtung: F60.8 – der Diagnoseschlüssel für eine narzisstische Persönlichkeitsstörung. Der sterile Klang dieser klinischen Wissenschaftssprache passt dabei aber so gar nicht zu einer Musik, die nach den ganzen diffusen Emotionen des menschlichen Daseins zu greifen sucht.
Welche Alben im Februar 2025 noch erschienen sind, erfahrt ihr über unsere monatliche Veröffentlichungsliste.