Tribe – Rebirth

Die Mitglieder von Tribe sind Legenden: Anfang der 70er-Jahre gründeten sie in Detroit ein Musikerkollektiv, ein politisches Magazin und ihr eigenes Label. Ähnlich einflussreich wie die Gruppe um Sun Ra veröffentlichten sie Platten, die Jazz, Protest und R&B miteinander verbanden, lange bevor es Fusion gab. Die teils psychedelisch anmutenden Albumcover faszinierten genauso wie die cleveren Songtitel, „Mary Had An Abortion“ beispielsweise. Leider war bereits Mitte der 70er nach nur wenigen Alben Schluss, und selbst völlig verkratze Original-LPs kosten heute bis zu 300 Euro. Doch Dank Techno-Produzent Carl Craig gibt es nun neues Tribe-Material in bester Qualität. Denn Craig, selbst aus Detroit, ist fanatischer Tribe-Fan. Er trommelte Kernmitglieder wie den Posaunisten Phil Ranelin, den Saxofonisten Wendell Harrison, Trompeter Marcus Belgrave und Drummer Doug Hammond zusammen, stellte ihnen jüngere Kollegen wie Amp Fiddler am Rhodes zur Seite – und nahm sich nicht weniger vor, als „die perfekte Jazzplatte“ zu produzieren. Es ist ihm gelungen. All diejenigen, denen früher bei den Bläsersätzen der Crusaders, den Bassläufen von Weather Report, den Synthie-Harmonien von George Duke und den Gitarren- und Trompetensoli von Donald Byrds Blackbyrds die Hände, Augen oder Sonstiges feucht wurden, sollten sich vorm Hören ein Handtuch parat legen. Denn dies ist weit mehr als ein simples Retro-Revival: Hier pumpt funky-süßer Old-School-Wein aus einem erstaunlich jungem Schlauch. Prost, Kellermeister Craig!