Tracey Thorn :: Love And Its Opposite

Strange Feelings/PIAS/Rough Trade

Gepflegte Singer/Songwriterware aus dem, was wir so „wahres Leben“ nennen.

Ein Ich-Album im besten Sinne. 37 Minuten 43 Sekunden aus dem Universum der Tracey Thorn 2010. Und das ist insofern von Bedeutung, weil die Britin der Rock- und Popwelt nur alle Jubeljahre ein Soloalbum schenkt – nach dem Ende von Everything But The Girl im Jahr 2000 erschien bislang nur das feine Disco-Folk-Werk OUT OF THE WOODS. LOVE AND ITS OPPOSITE macht eher bei Folk denn bei Disco weiter und hat sich komplett aus den Wäldern gestohlen. Die zehn neuen Thorn-Songs spielen in einem Soundspektrum, in dem sich ein AOR-Publikum wohlfühlen kann, das mit Everything But The Girl groß geworden ist und vor Adele oder Feist nicht halt macht. Dass ein paar ausgesuchte Gutleute wie Jens Lekman, Al Doyle (Hot Chip) und Cortney Tidwell mitwirken, gehört eher zu den Nebensachen. Deren Beiträge sorgen für die Nuancen, die Feinschmecker nachher preisen werden. Alle Songs sind absolut solide arrangiert. Es gibt kein Zuviel, kein Zuweit. Keine Albernheiten und Anbiederungen an Moden, die man nicht mitgehen muss. Was ja nicht das Schlechteste im fortgeschrittenen Entertainer-Alter ist. LOVE AND ITS OPPOSITE ist eine Musik von relativ hoher Vorkommnislosigkeit, ihrer selbst ganz sicher. Was nicht heißt, dass sie nichts mehr zu sagen hätte: Thorn teilt uns lakonisch alles über die verschiedenen Zustände der Liebe mit, die sie durchlitten hat, über Heirat und Scheidung, über die Familie. Über das, was wir so „echtes Leben“ nennen. Echtes Leben jenseits der 40.

www.traceythorn.com