Toshinori Kondo – Silent Melodies

Seine magmaheißen Trompetenstöße können heftige Toneruptionen auslösen. Oder sie schwingen sich aus. In Meditationstempeln, in denen sich riesige Echos ausbreiten und in denen Klänge behutsam miteinander zu spacigen Farben und Stimmungen verwirbeln. Seit Mitte der siebziger Jahre arbeitet so der japanische Soundbaumeister Toshinori Kondo. Und obwohl seine Nähe zu dem Ausdrucksradius des bitches Brew-Schöpfers Miles Davis unüberhörbar ist, hat Kondo mit seiner eigenen, auf Anhieb identifizierbaren Handschrift wahrhaft erstaunliche Formenspiele mitinitiiert. Mal blies er gemeinsam mit den subversiven Avantgarde-Recken wie Bill Laswell, John Zorn und Peter Brötzmann zur Attacke. Dann wieder bastelte er zusammen mit DJ Krush an narkotischen Drum’n’Bass-Schleifen. Dass Toshinori Kondo aber eigentlich auch solo bestens zurechtkommt, zeigt er jetzt mit seinem Album silent melodies. Und allein die Titel der zwölf Kompositionen sprechen eine eindeutige Sprache, worum es hier geht. „Clear Water“,“Mountain Shadow“, „Wind Temptation“ oder, „Stars Night“ sind Reflexionen über die Wunderwelt und das, was sie vielleicht geheimnisvoll zusammenhält. Dafür funktioniert Kondo seine elektronische Trompete zu einem Richtmikrofon um, um die irdischen und kosmologischen Lebenszeichen einzufangen. Magisch und energiereich schwingt es da, verdichten sich selbst die höchsten, herausgepressten Frequenzen zu einem meditativen, ruhigen Fluss. Doch bei aller Schönheit und Subtilität, mit der sich Kondo am Rande der Stille bewegt-allzu sicher sollte man sich bei diesem asiatischen Ambiente-Manifest nicht fühlen. Angesichts eines subkutanen Brodeins und Pulsierens, das einer tickenden Zeitbombe gleichkommt.

>» www.myspace.com/toshinorikondo