Torres

Three Futures

4AD/Beggars/Indigo

Textwelten, die ins Surreale kippen: Die ­Indie-/Art-Rock-Songs der Songwriterin sind so schwer und schön wie das Leben.

Mackenzie Scott alias Torres macht schöne, düstere Songs auf einem ganz eigenen, aus Southern-, Indie- und Art-Rock, Cat Power und St. Vincent zusammengezimmerten Fundament.

Die Wucht der Melodien und schmerzlich ehrlichen Texte, die die letzte Platte SPRINTER ausmachten, hat die in Georgia aufgewachsene, in Brooklyn lebende Songwriterin für THREE FUTURES übernommen. Zwischen den wendigen Gitarrenlinien hat sie aber viel Raum geschaffen für tiefe Synthie-Grooves und elektronische Texturen.

Inhaltlich geht es laut Scott darum, „den Körper zu feiern“. Man muss sich diese Zelebrierung aber vor allem als reflektierte, langsam tastende Erforschung unbekannter Winkel des Bewusstseins vorstellen: die Art von schonungsloser Selbstbeobachtung, die dabei herauskommt, wenn man Bücher wie Lorrie Moores Short-Story-Sammlung „Self-Help“, Carrie Brownsteins „Hunger Makes Me A Modern Girl“ oder Ta-Nehisi Coates Black-Live-Autobiografie „Between The World And Me“ liest.

Oder, wie Scott in „Skim“ singt: „There’s no unlit corner of the room I’m in“. Und hier wird wirklich jede dunkle Gedankenecke ausgeleuchtet: Ängste, Sexualität, Verletzbarkeiten, menschliche Verstrickungen. In „Skim“ geht es um die schwelende Eifersucht auf den Mann, mit der die Liebhaberin geschlafen hat („Did he hold your hips with authority?“), im Titelsong um eine alte, an verschiedenen Zukunftsplänen zerbröckelte Liebe („I saw three futures. One alone and one with you and one with the love I knew I’d choose“).

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Immer neigen die Textwelten hinüber ins Surreale und müssen sich mit Scotts tiefer, kehliger Stimme erst einen Weg durch den dicken Nebel aus Gitarren-Echos, brutzelnden Synthie­flächen und mechanischen Drum-Beats bahnen. Während es auf SPRINTER noch ein paar mehr schöne Melodien gab, liegt in den neuen Songs etwas anderes, dem man sich ebenso schwer entziehen kann: das schöne Gewicht des Lebens.