Torres
Silver Tongue
Merge/Cargo (VÖ: 31.1.)
Tastend und zupackend: mal elektronischer, mal schwergängig rockender Indie-Pop.
Mackenzie Scotts größte Stärke ist zugleich eine Bürde. Aufgewachsen in einer strengen Baptistenfamilie, sucht die Amerikanerin für das lange Unausgesprochene – Fragen nach Sexualität und Körperlichkeit – einen markanten Sound, der sich zwischen den emotionalen Aggregatzuständen bewegt: Scott klingt luftig und erdverbunden, bedient sich bei zeitgenössischem Elektro-Pop ebenso wie beim schwergängigen 90er-Alternative.
AmazonWer so zwischen den Welten schwebt, den kriegt man schwer zu fassen. Der große Erfolg blieb bislang aus, ihr Label 4AD ließ sie fallen. Auf ihrem vierten Album SILVER TONGUE hat sie die Rock-Anteile heruntergefahren – zugunsten eines schwebenden, fast mystischen Sounds, den sie selbst als „Enya meets Phil Collins’ Tarzan Soundtrack“ beschreibt.
Nur „Good Grief“ wühlt so richtig im Matsch, die Atmosphäre in „Gracious Day“ hingegen erinnert an Aldous Hardings frühen Goth-Folk. Und in „Two Of Everything“ breiten sich die Synthesizersounds vor einem aus wie schwere Gedanken. Scott singt davon, für die Liebe Wagnisse einzugehen, und klingt dabei so tastend wie zupackend. Und noch immer schwer greifbar. Zum Glück.