Tori Amos :: Gold Dust
Deutsche Grammophon/Universal
Noch einmal mit Orchester: Tori Amos erklärt ihr Lebenswerk zum klassischen Kulturerbe.
Das war ja klar: Es war vorhersehbar, dass Tori Amos irgendwann ihr kapriziöses Œuvre aus den Neunzigern und Nullern freundlich revidieren würde. Man wird älter und die Zeiten ändern sich. Sie singt sich durch ihr Lebenswerk, den Gold Dust ihres Schaffens, dazu spielt das holländische Metropole Orkest. In der Musikgeschichte wurden Popklassiker immer wieder als Orchesterlieder sämig aufgeführt und aufgenommen, um sie ernsthafter wirken zu lassen. Tori Amos war schon immer ernst. Vor einem Jahr erschien schließlich ihr erstes Album bei der Deutschen Grammophon. Ein Liederzyklus mit sinfonischer Musik über das Leid der Frau, in Cornwall eingespielt, der Heimat Rosamunde Pilchers. So schloss sich der Kreis: Nach ihrem klassischen Klavierstudium hatte sich Tori Amos engagierten Liedern zugewandt. Als Klageweib warf sie ihr Feuerhaar am Flügel gegen das Regime des Mannes, gern allein auf unwirtlichen Bühnen. Nun umgibt sie sich mit wogenden Streichern und wärmt sich am Fön der Bläser. Aus den bitteren Beziehungssongs werden gerührte Hymnen. „Winter“ klirrt nicht mehr vor der Gefühlskälte des Vaters, eines Kirchenbürokraten. Ihre Mutter wird in „Jackie’s Strength“ zur Heiligen. Und „Snow Cherries From France“ feiert die Ehe als ein ewiges Fest der Harmonie. „Auch die Beziehungen zu meinen Liedern haben sich verändert“, erklärt Tori Amos. In den Kunstliedern kommt sie dort an, wo sie als Mädchen angefangen hatte: bei Chopin und Schubert und in einer Zeit, die nicht die ihre ist.
Key Track: „Winter“
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