Toni Braxton – More Than A Woman
Diesmal, so verkündet sie im Info vollmundig, sei alles anders, neu und aufregend. Keine Schnulzen, keine gehaltlosen Nettigkeiten und auch kein Herzschmerz: „Ich habe dich geliebt – du hast mich verarscht – nun scher dich zum Teufel.“ Das war einmal und trug Namen wie „He Wasn’t Man Enough“, „Un-Break My Heart“ oder „Seven Whole Days“. Doch inzwischen ist die 35-jährige Soul-Diva aus Maryland glücklich verheiratet, erwartet ihr zweites Kind und hat keinerlei Grund mehr, die gekränkte Heulboje zu spielen. Die neue Toni, die sich von Ehemann Keri Lewis beraten und produzieren lässt, ist vielmehr grenzenlos optimistisch, selbstbewusst und spaßsüchtig. Sie verlangt nach Liebe, Harmonie und sogar ein bisschen Sex – was der Pfarrerstochter in ihren Songtexten früher wahrscheinlich nie über die Lippen geglitten wäre. Genauso wenig wie sie sich an opulentem Mainstream-Rock wie dem epischen „Lies, Lies, Lies“ versucht hätte, das erstmals in ihrer zehnjährigen Karriere mit Gitarre, Bass und Schlagzeug aufwartet. Für ihre Fans ein echter Kulturschock – genau wie die Gangstarap-Nummer „No More Love“, die sich Toni Braxton von Murder Inc-Chef Irv Gotti auf den 1,58 Meter großen Leib schneidern ließ und bei der ihr männlicher Partner sogar mehrere „Fuck you’s“ absondern darf. Und als wäre das nicht frech und ungewöhnlich genug, erweist sich die erste Single „Hit The Freeway“ auch noch als hypermoderner Club-Sound mit sticken Computergrooves, stampfenden Beats und catchigen Hooks. Nur bei „Better Man“ und „Rock Me, Roll Me“ verfällt die Dame mit der Aretha-Stimme wieder ins gefühlsduselige Midtempo – ein kurzes Intermezzo, das angesichts des übrigen, progressiven Materials fast ein wenig verloren anmutet. Zumal sie bei „Give It Back“ noch eine harte Rap-Nummer mit Kash Money aufs Parkett legt und in „Me And My Boyfriend“ 2Pac zitiert. Ein kleiner Schritt für die Menschheit – ein großer für Toni Braxton.
www.tonibraxton.com
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