Tom Misch & Yussef Dayes
What Kinda Music
Caroline/Universal (VÖ: 24.4.)
Harmonie und Störfeuer: Zwei gegensätzliche Pole der Londoner Jazz-Szene finden einen gemeinsamen Sound.
„Schön“ ist noch immer der passende Begriff für die Musik, die der Jazzgitarrist Tom Misch seit seinem 2018er-Debüt für mittlerweile ganz schön breite Kreise etabliert hat: Bisschen Funk, bisschen HipHop, bisschen Disco, alles immer schön spätsommerlich warm, auch wenn manchmal das eigene Muckertum unwillkommene Schatten wirft.
AmazonYussef Dayes ist hingegen bislang eher innerhalb der Jazz-Szene aufgefallen. Aber was heißt schon ‚Jazz-Szene‘: In London ist Jazz schließlich ein paar Ecken heißer als die letzten Ausläufer von Rave, die sie in Berlin grad noch so am Leben halten. Der Perkussionist gilt dort als einer der spannendsten und talentiertesten Musiker.
Ein dynamisches Match also, das für dieses Album zusammenkommt! Dabei kennen sich die beiden schon seit langer Zeit, der kleine Tom bewunderte den kleinen Yussef schon zu Grundschulzeiten. Vielleicht auch wegen diesem gegenseitigen Fantum ist WHAT KINDA MUSIC eine gelungene Sache: Virtuosität und Gelassenheit, abgehangenes Muckertum und Experimentierfreude, Epigonentum und Blick nach vorn, diese Gegensätze scheinen sich hier einmal tatsächlich zu ergänzen.
Zwischen diesen Polen spannen sich zwölf Tracks auf, die immer wieder schimmern. Die Rhythmik Dayes ist dabei wesentlich infektiöser als Tom Mischs Songwriting, sie ist mal zwirbelig, mal Bongo, aber immer mitreißend genug, um diese Musik davor zu retten, einfach bloß „schön“ zu sein.