Tom McRae – King Of Cards

Singer/Songwriter ist ein anstrengender Beruf. Schlichte Befindlichkeitsvertonungen und Bettkantengezupfe locken heutzutage keine rotwangigen Mädchen mehr aus der Indiedisco weg. Auch ein bisschen mehr als die so genannten „guten Songs“ braucht man schon, um sich im wuselnden Kompost all der musizierenden Sensibilisten bemerkbar zu machen. Tom McRae hat dieses Mehr, King Of Cards, sein viertes Album, ist sein bisher bestes. Es beginnt so unscheinbar, wie McRae aussieht: „Set The Story Straight“, der Opener, schleicht sich langsam an wie ein junger Tag, der nichts Böses befürchten lässt. Und es ist tatsächlich ein ausnehmend positiver Songreigen, den McRae folgen lässt und dessen Tiefe umso mehr begeistert. „Bright Lights“, die Single, hat Springsteen im Hinterkopf, aber McRaes fast schon knabenhafte Stimme bricht alles aufreißerisch Ausreißerische. Trotzdem mitreißend. „Got A Suitcase, Got Regrets“ verrät den weit gereisten Melancholiker (McRae stammt aus dem schönen Suffolk, lebte zwischenzeitlich in den USA) und leistet sich dann doch so viel Sentiment, wie es auch die entspannteste Songwriter-Platte noch benötigt. Die schöne Allegorie „Houdini And The Girl“ klingt fast so cool wie Jason Collett, von dem hiermit dringend ein neues Album eingefordert sei, und später, bei „Deliver Me“, zeigt das Glück dann wirklich Risse: „So Mr Heartbreak you’re back“. Man muss sich schon mit McRaes etwas zu süßlicher Stimme anfreunden, um diese Platte wirklich zu mögen. Ab und an klingt er ein bisschen wie James Blunt beim Schlammcatchen, und die Stücke scheinen dann zu weltweise Geschichten für dieses kindliche Organ zu erzählen. Aber es sind gute Songs, und die poppige Produktion bringt genug Spannung in die Lieder. Tom McRae muss tapfer sein, denn die Stimme wird bleiben. So lange er so gute Songs schreibt, sollte das kein Problem sein. VÖ: 22.6.

>>> www.tommcrae.com